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ME TOO: KURZWIRKENDES
KUNSTINSULIN GLULISIN (APIDRA)

Mit Insulin glulisin (APIDRA) ist nach Lispro (HUMALOG; a-t 2000; 31: 37-8) und Aspart (NOVO RAPID; a-t 1999; Nr. 11: 115-6) seit November 2004 das dritte kurzwirkende Kunstinsulin im Handel.

EIGENSCHAFTEN: Glulisin unterscheidet sich von Humaninsulin durch die Aminosäure Lysin anstelle von Asparagin in Position B3 sowie Glutaminsäure anstelle von Lysin in Position B29. Wie die beiden älteren kurzwirkenden Insulinanaloga wird Glulisin rascher absorbiert als humanidentisches Normalinsulin, mit rascherem Wirkeintritt und kürzerer Wirkdauer.1,2

KLINISCHE WIRKSAMKEIT: In den zulassungsrelevanten bis zu 26-wöchigen Phase-III-Studien bei Typ-1- und -2-Diabetes ergibt sich für Glulisin weder hinsichtlich der am glykosylierten Hämoglobin gemessenen Stoffwechseleinstellung noch hinsichtlich der Häufigkeit von Unterzuckerungen ein Vorteil gegenüber den Vergleichspräparaten, dem humanidentischen Normalinsulin, Insulin lispro und Insulin aspart.2 Wie bei den anderen Kunstinsulinen werden die Studien offen durchgeführt und schreiben für Humaninsulin einen in der intensivierten Insulintherapie überholten fixen Spritz-Ess-Abstand vor. In der einzigen vollständig publizierten Phase-III-Studie mit 876 an Typ-2-Diabetes erkrankten Patienten sinkt das HbA1c innerhalb von 26 Wochen unter Glulisin um 0,16% stärker als unter Humaninsulin.3 Dieser Unterschied ist statistisch signifikant, klinisch aber ohne Bedeutung. Langzeitstudien mit klinischen Endpunkten fehlen.

STÖRWIRKUNGEN: In klinischen Prüfungen findet sich insgesamt kein Unterschied in der Häufigkeit unerwünschter Wirkungen zwischen Glulisin und anderen kurzwirkenden Insulinen oder Kunstinsulinen.1 In den Studien bei Typ-1-Diabetes kommen unerwünschte kardiale Effekte unter Glulisin mit 1,5% versus 0,5% häufiger vor als unter Lispro, Humaninsulin und Aspart. Die größte Differenz wird in einem Vergleich mit Lispro beobachtet (2,7% versus 0,3%). In dieser Untersuchung soll aber bereits zu Studienbeginn ein Ungleichgewicht zu Gunsten von Lispro hinsichtlich der kardialen Risikofaktoren bestanden haben. Auch muskuloskelettale und Bindegewebserkrankungen sind in dieser Studie unter Glulisin häufiger.2

Insulinanaloga stehen im Verdacht, das Wachstum von Zellen, auch das von Krebszellen, zu fördern. Aus Tierversuchen ergeben sich auch für Glulisin Verdachtsmomente (a-t 2004; 35: 32-3). Langzeitsicherheitsstudien liegen nicht vor.

KOSTEN: Glulisin (APIDRA) wird mit 1,23 € für 30 Einheiten auf dem Kostenniveau des Insulinanalogs Lispro (HUMALOG; 1,23 € für 30 Einheiten) angeboten. Gegenüber Humaninsulin (HUMINSULIN NORMAL; 0,88 € für 30 Einheiten) verteuert es die Therapie um 40%.

Das neue kurzwirkende Insulinanalog Glulisin (APIDRA) bietet keinen klinisch relevanten Vorteil gegenüber Humaninsulin (HUMINSULIN u.a.).

Ein Langzeitnutzen zum Schutz vor diabetischen Folgeerkrankungen ist nicht geprüft.

Wie andere Insulinanaloga steht Glulisin im Verdacht, Krebs fördern zu können. Wir sehen keine Indikation für die teure Scheininnovation.

 

 

(R = randomisierte Studie)

 

1

US-amerikanische Fachinformation insulin glulisine (APIDRA), April 2004; zu finden über: http://www.accessdata.fda.gov/scripts/cder/drugsatfda/

 

2

GABRY, K.E. (FDA): Medical Review insulin glulisine, April 2004; zu finden über: http://www.accessdata.fda.gov/scripts/cder/drugsatfda/

R

3

DAILEY, G. et al.: Diabetes Care 2004; 27: 2363-8

© 2005 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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