logo
logo
Die Information für medizinische Fachkreise
Neutral, unabhängig und anzeigenfrei
vorheriger Artikela-t 2012; 43: 23nächster Artikel
Netzwerk aktuell

Krebs durch Liraglutid (VICTOZA)?

Bei einer 57-jährigen Frau wird nach mehr als einjähriger Behandlung ihres Diabetes mellitus mit dem Inkretinmimetikum Liraglutid (VICTOZA) und mehr als eineinhalbjähriger Einnahme des Antiöstrogens Tamoxifen (NOLVADEX, Generika) nach Resektion eines Brustkrebses ein metastasiertes Nierenzellkarzinom diagnostiziert (NETZWERK-Bericht 15.980). Von Tamoxifen ist bekannt, dass es Endometriumkarzinome auslösen kann (vgl. a-t 2000; 31: 80). Ein lebensverlängernder Nutzen ist in der adjuvanten Brustkrebstherapie jedoch gut dokumentiert, die Nutzen-Schaden-Bilanz deshalb positiv. Liraglutid steht im Verdacht, karzinogen zu wirken: Im Tierversuch erzeugt es C-Zell-Adenome und -karzinome und in klinischen Studien kommen Neoplasien häufiger vor als in den Vergleichsgruppen (8,9 versus 5,3 pro 1.000 Patientenjahre; a-t 2009; 40: 80-2). Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) überblickt bis 9. November 2011 aus dem In- und Ausland insgesamt 88 Verdachtsberichte über Krebserkrankungen in Verbindung mit Liraglutid, darunter 31 des Pankreas und 19 der Schilddrüse (BfArM: Schreiben vom 14. Nov. 2011). Ein klinischer Nutzen des Mittels im Hinblick auf Folgeerkrankungen des Diabetes ist bislang nicht belegt. Daten hinsichtlich kardiovaskulärer Erkrankungen sind anscheinend erst aus der LEADER*-Studie zu erwarten, die 2016 abgeschlossen sein soll und in der auch Krebserkrankungen erfasst werden (Novo Nordisk: Schreiben vom 27. Jan. 2012; Novo Nordisk: LEADER-Studie, Stand 31. Okt. 2011; http://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT01179048). Bis dahin raten wir von der Anwendung ab, -Red.

* LEADER = Liraglutide Effect and Action in Diabetes: Evaluation of cardiovascular
outcome Results - a long term evaluation

© 2012 arznei-telegramm, publiziert am 10. Februar 2012

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.