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VORSICHT DESINFORMATION: DR. WOLFF UND DAS KOPFLAUSMITTEL ETOPRIL

Mit einem ganzseitigen "offenen Brief an die Gesundheitsministerin", veröffentlicht am 25. Februar in mehreren überregionalen Tageszeitungen und der Ärzte Zeitung und einem Rundschreiben an Apotheken beigelegt, macht die Firma Dr. Wolff derzeit auf ihr Dimeticon-haltiges Kopflausmittel ETOPRIL aufmerksam (1,2). "Ich will deutsche Kinder von Pestiziden befreien, und keiner hilft mir dabei" (3), behauptet der geschäftsführende Gesellschafter des Unternehmens und verweist auf "mehrere klinische Studien", die die Wirkung "einwandfrei" nachgewiesen haben sollen (1,2). Zitiert wird allerdings nur eine einzige, britische Studie (4) - unseres Wissens auch die einzige vollständig veröffentlichte kontrollierte Untersuchung mit einem Dimeticon-haltigen Kopflausmittel. Wie in unserer Kurzeinschätzung zu ETOPRIL in a-t 2007; 38: 104-5 dargestellt, hat die geprüfte 4%ige Dimeticon-Lösung (UK: HEDRIN) bei jedem Dritten versagt. Zudem hält die behauptete Gleichwertigkeit mit einem herkömmlichen Insektizid einer kritischen Überprüfung nicht Stand, unter anderem weil das Ergebnis mit einer bis zu 19% schlechteren Wirksamkeit von Dimeticon vereinbar ist. Was die Werbung - denn um nichts anderes handelt es sich bei der Aktion - indes verschweigt: Es gibt zumindest ein insektizidfreies Medizinprodukt, das vom Umweltbundesamt (UBA) geprüft und in die Entwesungsmittelliste aufgenommen wurde, das Kokosöl-haltige MOSQUITO Läuseshampoo (a-t 2006; 37: 79-83, 122). Weder aus der Untersuchung durch das UBA noch aus der Aufnahme in die Entwesungsmittelliste lässt sich allerdings eine Erstattungsfähigkeit ableiten, auch wenn der ETOPRIL-Hersteller das Gegenteil suggeriert. Für ihr eigenes Produkt hat die Firma übrigens erst im November 2007 einen Antrag auf Prüfung gestellt (3), -Red.

  (R = randomisierte Studie)
   1 Dr. Wolff: "Offener Brief an die Gesundheitsministerin" zu ETOPRIL, erschienen am 25. Febr. 2008 in der Süddt. Ztg., Ärzte Ztg. u.a.
http://www.arznei-telegramm.de/blitz-pdf/Dr_Wolff-Offener_Brief.pdf
   2 Dr. Wolff: Schreiben an Apotheken, Febr. 2008
   3 DÖRRENBERG, E.: zit. nach KUCHENBUCH, P., DAHM, G.: Financial Times Deutschland vom 26. Febr. 2008
R  4 BURGESS, I.F. et al.: BMJ 2005; 330: 1423 (4 Seiten)

© Redaktion arznei-telegramm, blitz-a-t 26. Februar 2008

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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