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Kurz und bündig

Klappenthrombosen unter Dabigatran (PRADAXA)

Dabigatran (PRADAXA) ist zur Prophylaxe von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei Patienten mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern und einem oder mehreren Risikofaktoren für Schlaganfälle zugelassen (a-t 2011; 42: 74-77). Das Anwendungsgebiet legt nahe, dass es in der Praxis leicht als attraktive Alternative für Patienten mit mechanischen Herzklappen wahrgenommen wird, die eine dauerhafte Antikoagulation benötigen, aber Cumarine nicht einnehmen dürfen und dann auf subkutane Injektionen von Heparin angewiesen sind. Ein erneuter Bericht über akute Klappenthrombosen unter Dabigatran macht das unkalkulierbare Risiko einer solchen, bisher nicht systematisch geprüften Anwendung deutlich. Zwei Patienten im Sinusrhythmus sind nach Aorten- bzw. Mitralklappenersatz über Jahre stabil und komplikationslos auf Warfarin (COUMADIN) eingestellt. Etwa einen Monat nach Umstellung auf zweimal täglich 150 mg Dabigatran tritt bei beiden eine progrediente Dyspnoe auf. Die Diagnostik zeigt ausgedehntes thrombotisches Material an den mechanischen Klappenprothesen, die notfallmäßig bzw. dringlich ersetzt werden müssen. Die aktivierte Thromboplastinzeit liegt bei einem Patienten im "therapeutischen" Bereich. Dies verdeutlicht nochmals, dass Routineparameter zur Gerinnungskontrolle bei den neuen Antikoagulanzien ungeeignet sind. Die beiden Ereignisse erinnern aber auch daran, dass die adäquate Dosis von Dabigatran in dieser Indikation noch völlig unklar ist. In einem randomisierten Vergleich mit Warfarin sollen derzeit Wirksamkeit, Sicherheit und optimale Dosis von Dabigatran bei Patienten mit Klappenprothesen geklärt werden (PRICE, J. et al.: J. Am. Coll. Cardiol. 2012; http://dx.doi.org/10.1016/j.jacc.2012.06.039/ati d). Bis zum Vorliegen verlässlicher Studienergebnisse raten wir vom Off-label-Gebrauch neuer Antikoagulanzien bei Patienten mit Klappenerkrankungen und/oder Klappenersatz dringend ab, -Red

© 2012 arznei-telegramm, publiziert am 12. Oktober 2012

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