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Warnhinweis

TÖDLICHE HYPOKALZIÄMIEN UNTER DENOSUMAB (XGEVA)

Die Firma Amgen warnt aktuell vor schweren symptomatischen Hypokalziämien, zum Teil mit tödlichem Ausgang, unter dem monoklonalen Antikörper Denosumab (XGEVA),1 der hierzulande seit August 2011 zur Prävention von Skelettkomplikationen bei Patienten mit Knochenmetastasen aufgrund solider Tumoren angeboten wird. Bei den betroffenen Patienten traten Veränderung des mentalen Status, Tetanie, Krampfanfälle und QT-Verlängerung auf.1 In der europäischen Datenbank gemeldeter Verdachtsfälle sind bis Juli 2012 117 Berichte über schwerwiegende Hypokalziämie unter XGEVA dokumentiert, 6 Patienten sind daran verstorben.2 Bereits in den Zulassungsstudien wurde Hypokalziämie unter Denosumab mit 18% versus 9% (schwer 3,1% vs. 1,3%) häufiger beobachtet als unter dem Bisphosphonat Zoledronat (ZOMETA, a-t 2012; 43: 41-4).3

Eine Hypokalziämie kann zu jedem Zeitpunkt der Behandlung auftreten, laut aktualisierter Fachinformation aber am häufigsten in den ersten sechs Monaten der Anwendung.4 Gemäß US-amerikanischer Produktinformation kommt es bei jedem dritten Patienten mit schwerer Hypokalziämie zu mindestens einer weiteren schweren Episode.3 Vor Beginn der Anwendung von Denosumab muss eine bestehende Hypokalziämie korrigiert werden. Alle Patienten sollen ergänzend Kalzium und Vitamin D erhalten, außer bei bestehender Hyperkalziämie.4 Bei schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatininclearance < 30 ml/ min) oder Dialysepflicht ist das Risiko, eine Hypokalziämie zu entwickeln, erhöht. Während in Europa nur für diese Patienten ausdrücklich eine Überwachung der Kalziumspiegel empfohlen wird,4 gilt die Empfehlung in den USA für alle Patienten, insbesondere bei gleichzeitiger Anwendung weiterer Arzneimittel, die den Kalziumspiegel senken können,3 z.B. Capecitabin (XELODA). Dort wird außerdem dazu geraten, Patienten über die Zeichen einer Hypokalziämie, unter anderem Parästhesien und Muskelkrämpfe, zu informieren, damit diese rechtzeitig ärztliche Hilfe einholen. Laut einer entsprechenden Warnung in Kanada, die dort bereits im Mai 2012 versendet wurde, ist nach Auftreten einer schweren symptomatischen Hypokalziämie die Nutzen-Schaden-Bilanz von Denosumab neu abzuwägen.5

Die bereits seit 2010 zugelassene niedriger dosierte Zubereitung zur Behandlung einer Osteoporose (PROLIA, a-t 2010; 41: 60-2) wird im aktuellen Rote-Hand-Brief nicht erwähnt. Die europäische Datenbank dokumentiert bis Juli 2012 112 Berichte über schwerwiegende Hypokalziämie in Verbindung mit PROLIA, keiner der Patienten ist daran verstorben.6

∎  Unter dem zur Prävention von Skelettkomplikationen bei Patienten mit Knochenmetastasen angebotenen monoklonalen Antikörper Denosumab (XGEVA) werden schwere symptomatische Hypokalziämien beobachtet, die auch tödlich verlaufen sind.

∎  Wir sehen einen Stellenwert für den Antikörper ohnehin nur bei Patienten mit Brust- und Prostatakrebs. Denosumab ist hier zudem nur Mittel der Reserve nach Bisphosphonaten. Bei anderen soliden Tumoren erachten wir den Nutzen hingegen als fraglich (a-t 2012; 43: 41-4).

1 Amgen: Rote Hand Brief zu Denosumab (XGEVA) vom 3. Sept. 2012
2 Europäische Datenbank gemeldeter Verdachtsfälle von Arzneimittelnebenwirkungen zu XGEVA, Stand Juli 2012; zu finden unter
http://www.adrreports.eu
3 Amgen: US-amerikanische Produktinformation XGEVA, Stand Sept. 2012
4 Amgen: Fachinformation XGEVA, Stand Aug. 2012
5 Health Canada/Amgen: Dear Healthcare Professional Letter vom 28. Mai 2012
6 Europäische Datenbank gemeldeter Verdachtsfälle von Arzneimittelnebenwirkungen zu PROLIA, Stand Juli 2012; zu finden unter
http://www.adrreports.eu

© 2012 arznei-telegramm, publiziert am 14. September 2012

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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