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Nebenwirkungen

METHÄMOGLOBINÄMIE UNTER LOKALANÄSTHETIKA-CREME EMLA

Die spanische Arzneimittelbehörde AEMPS warnt vor schwerer Methämoglobinämie nach Anwendung größerer Mengen von EMLA Creme (2,5% Lidokain + 2,5% Prilokain).1 Die von parenteralem Prilokain gut bekannte Methämoglobinbildung beruht auf Oxidation des Hämoglobineisens durch den Prilokain-Metaboliten o-Toluidin (a-t 1994; Nr. 12: 120). Das Blut verliert Kapazität, Sauerstoff zu transportieren. Charakteristische Folgen sind Kopfschmerzen, Müdigkeit, Lethargie, Verwirrtheit und Atemnot sowie Zyanose von Haut und Schleimhäuten.

Die AEMPS überblickt elf Berichte zu Methämoglobinämie unter EMLA. Die Symptome setzten etwa ein bis zwei Stunden nach Gebrauch der anästhesierenden Creme ein.1 Neun der Patienten verwendeten sie zur Vorbereitung von Photo-Epilationen.1 Um Schmerzen zu lindern, wird das lokalanästhesierende Externum auf das zu behandelnde Hautareal dick aufgetragen und mit einem Okklusivverband bedeckt. Bei den von Methämoglobinämie Betroffenen wurde dabei die - auch in der deutschen Fachinformation2 genannte - Maximaldosis für Erwachsene von 60 g der verschreibungspflichtigen Creme überschritten.1

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) überblickt zwei Berichte aus Deutschland zu Methämoglobinämie unter EMLA, darunter einer bei einem drei Monate alten Säugling, der zur Vorbereitung einer geplanten Farbstofflasertherapie eines Naevus flammeus mit 20 g bis 25 g behandelt wurde. Das Kind musste mehrere Tage lang beatmet werden.3 Von fünf weiteren Berichten aus dem Ausland, die dem BfArM bekannt sind, beruhen mindestens drei auf Überdosierung, mit Gebrauch von jeweils 90 g Creme bei einer 36-jährigen Frau und einem zweijährigen Kleinkind mit nachfolgendem Koma bzw. 120 g bei einem 14-jährigen Mädchen* vor Laser-Haarentfernung.3

Aufgrund der Schwere der Ereignisse und des auffälligen Zusammenhangs mit der Verwendung vor Photo-Epilationen mahnt die spanische Behörde, die Anwendungsbegrenzungen strikt einzuhalten: bei Erwachsenen höchstens 60 g Creme auf einer Fläche von maximal 600 cm², was etwa der Größe eines DIN-A4-Blattes entspricht.1 Die gleichzeitige Verwendung anderer Methämoglobinbildner wie Sulfonamide oder Nitropräparate ist zu meiden. Bei klinisch relevanter Methämoglobinämie dient Toloniumchlorid (TOLUIDINBLAU) langsam injiziert als Antidot.2

1 Agencia Española de Medicamentos y Productos Sanitarios (AEMPS): Posibles efectos adversos del uso de EMLA Crema aplicada sobre superficies extensas de piel, 15. Juni 2012
http://www.aemps.gob.es/informa/notasInformativas/ medicamentosUsoHumano/seguridad/ciudadanos/2012/docs/NI-MUH_FV_09-2012.pdf
2 AstraZeneca: Fachinformation EMLA, Stand Aug. 2011
3 BfArM: Schreiben vom 8. Aug. 2012

* Meldung aus Spanien, daher möglicherweise in den eingangs erwähnten elf Berichten enthalten.

© 2012 arznei-telegramm, publiziert am 17. August 2012

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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