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Nebenwirkungen

UPDATE: PROGRESSIVE LEUKENZEPHALOPATHIE DURCH NATALIZUMAB (TYSABRI)

Bis 1. April 2011 ist innerhalb von 14 Monaten die Zahl der weltweit gemeldeten progressiven multifokalen Leukenzephalopathien (PML) unter dem zur Therapie der Multiplen Sklerose zugelassenen Integrinhemmer Natalizumab (TYSABRI) von 31 (a-t 2010; 41: 24) auf 111 angestiegen, die Zahl der Todesfälle von 8 auf 221 - und dies trotz Maßnahmen zur Risikominimierung, die für die Natalizumab-Anwendung gelten. Von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA bewertete Berichte bestätigen, dass das Risiko für die Entwicklung der lebensbedrohlichen opportunistischen Infektion mit der Anzahl der Infusionen zunimmt (pro 1.000 Patienten 0,3 PML bei bis zu 24 Infusionen, entsprechend einer kontinuierlichen Therapie von zwei Jahren, bzw. 1,5 bei 25 bis 36 Infusionen und 0,9 bei 37 bis 48 Infusionen). Ursprünglich unterschiedliche Raten in bzw. außerhalb der USA haben sich angenähert.2

Nicht nur die kontraindizierte gleichzeitige, sondern auch die vorherige Therapie mit Immunsuppressiva erhöht das Risiko2 und zwar unabhängig von der Dauer der Therapie mit Natalizumab. Ein entsprechender Hinweis hierzu befindet sich bereits in der Fachinformation,3 konkrete Zahlen zur Häufigkeit der PML fehlen hier jedoch. Laut europäischer Arzneimittelbehörde EMA ist der Nachweis von Anti-JC-Virus-Antikörpern ein weiterer Riskofaktor.4

Im NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION dokumentieren wir einen Verdachtsbericht über eine schwer verlaufende progressive multifokale Leukenzephalopathie bei einem 52-Jährigen, der 15 Monate lang Natalizumab erhält (NETZWERK-Bericht 15.261). Wegen unzureichender Belege für Nutzen und Sicherheit raten wir weiterhin von der Anwendung von Natalizumab bei Multipler Sklerose außerhalb klinischer Studien ab (a-t 2006; 37: 69-71).

1 Biogen Idec: PML Inzidenz, Stand 1. Apr. 2011; nach Anmeldung zu finden unter
http://tysabri.de -> Tysabri
2 FDA Drug Safety Communication: Safety update on Progressive Multifocal Leukoencephalopathy (PML) associated with TYSABRI (natalizumab), 22. Apr. 2011;
http://www.fda.gov/Drugs/DrugSafety/ucm252045.htm
3 Biogen Idec: Fachinformation TYSABRI, Stand Febr. 2011
4 EMA: Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) monthly report, 20. Apr. 2011;
http://www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/ Committee_meeting_report/2011/04/WC500105379.pdf

© 2011 arznei-telegramm, publiziert am 6. Mai 2011

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