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Agranulozytose und Anaphylaxie unter Metamizol (NOVALGIN, Generika)

Eine 71-jährige Frau mit rheumatoider Arthritis und chronischem therapierefraktären Schmerzsyndrom wird wegen eines Schwächeanfalls mit Tachykardie und Hypoglykämie stationär aufgenommen. In der Klinik werden eine schwere Panzytopenie und deutlich erhöhtes C-reaktives Protein festgestellt. Die Patientin nimmt regelmäßig Metamizol (NOVALGIN, Generika) ein und seit 15 Jahren bis eine Woche vor Aufnahme Methotrexat (LANTAREL, Generika). Trotz Absetzens von Metamizol sowie Anwendung von Granulozytenkolonie-stimulierenden Faktoren, Folinsäure und Antibiotika sowie Transfusion von Thrombozytenkonzentrat bleiben die Blutzellreihen erniedrigt, und die Patientin stirbt wenige Tage später unter septischem Krankheitsbild (NETZWERK-Bericht 15.877). Das Institut für klinische Pharmakologie in Bremen berichtet aktuell über zwei weitere Patientinnen mit Blutbildungsschäden einschließlich Agranulozytose unter Metamizol, die seit Ende 2009 erfasst wurden (NETZWERK-Berichte 15.875, 15.876). Parallel zu den in den letzten Jahren stetig steigenden Verordnungen hat auch die Zahl der bei der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) erfassten Verdachtsberichte von Agranulozytosen unter Metamizol zugenommen (siehe Abbildung: STAMMSCHULTE, T., AkdÄ 2010). Zudem wird über zwei Männer mit lebensbedrohlicher Anaphylaxie/anaphylaktoider Reaktion mit Hypotonie auf intravenöse Anwendung bzw. Einnahme von Metamizol berichtet (NETZWERK-Berichte 15.878, 15.879). Diese treten insbesondere bei vorbestehender Hypotonie, Hypovolämie oder hohem Fieber und mit zunehmender Dosis und schneller intravenöser Injektion häufiger auf (SCHOTT-SEIDENSCHWANZ, I. et al.: Bremer Ärztejournal 2011; 64: 20). Die strikten Indikationseinschränkungen in Deutschland verhindern die breite Anwendung des risikoreichen Mittels offenbar nicht. Dabei zeigen Länder, wie Schweden oder die USA (a-t 2003; 34: 38), dass Schmerzbehandlung und Fiebersenkung auch ohne Metamizol möglich sind, –Red

© 2011 arznei-telegramm, publiziert am 6. Mai 2011

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