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Neu auf dem Markt

NICHTS WIRKLICH NEUES: INDACATEROL (ONBREZ BREEZHALER) BEI COPD

Mit Indacaterol (ONBREZ BREEZHALER) gelangt ein weiterer langwirkender Beta2-Rezeptoragonist mit europäischer Zulassung in den Handel. Anders als Salmeterol (AEROMAX, SEREVENT) und Formoterol (OXIS, Generika), die auch bei Asthma bronchiale zugelassen sind, ist die Indikation für Indacaterol auf die bronchodilatatorische Erhaltungstherapie bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) beschränkt.1 Aktuelle Leitlinien2 empfehlen, langwirkende Betamimetika bei COPD ab mittlerem Schweregrad zu erwägen.

EIGENSCHAFTEN: Indacaterol wirkt als relativ spezifischer Agonist an Beta2-Rezeptoren. Wie bei anderen Betamimetika kommt es durch erhöhte Konzentration von zyklischen AMP zu einer Entspannung der Bronchialmuskulatur und dadurch zur Bronchodilatation. Die Wirkung setzt nach circa fünf Minuten ein und erreicht ihr Maximum nach zwei bis vier Stunden. Trotz des raschen Wirkungseintritts ist Indacaterol nicht zur Notfallmedikation bei akuter Verschlechterung zugelassen. Im Gegensatz zu den bereits erhältlichen langwirkenden Betamimetika wird Indacaterol einmal täglich inhaliert.1

KLINISCHE WIRKSAMKEIT: Im europäischen Bewertungsbericht3 (EPAR) werden drei relevante Zulassungsstudien beschrieben, von denen keine veröffentlicht ist. Die eingeschlossenen 3.809 Patienten sind im Mittel 64 Jahre alt und leiden zum Großteil an mittelschwerer (51% bis 56%) bis schwerer (39% bis 43%) COPD mit reversibler oder nichtreversibler Atemwegsobstruktion. Geprüft wird die Wirksamkeit von 150 µg bis 600 µg Indacaterol im Vergleich zu Plazebo. Primärer Endpunkt ist jeweils das forcierte exspiratorische Volumen in einer Sekunde (FEV1) nach zwölf Wochen.

Nach zwölf Wochen nimmt das FEV1 unter Indacaterol gegenüber den Ausgangswerten um 150 ml bis 190 ml zu (Ausgangswerte der FEV1 1.300-1.500 ml), während es unter Plazebo nahezu unverändert bleibt. Die Unterschiede sind statistisch signifikant. Der Effekt entspricht im direkten Vergleich numerisch dem von Tiotropium (SPIRIVA), das in einer der Studien in einem weiteren offenen Behandlungsarm nach randomisierter Zuteilung inhaliert wurde (statistische Angaben zur geplanten Nichtunterlegenheitsanalyse fehlen im EPAR). Auswertungen zur Häufigkeit akuter Verschlechterungen der COPD sowie zur Lebensqualität (sekundäre Endpunkte) lassen nur in einem Teil der Behandlungsarme statistisch signifikannte Vorteile für Indacaterol erkennen, wobei keine klare Dosis-Wirkungsbeziehung besteht. Zweimal täglich 12 µg Formoterol, das in einer der Studien in einem zusätzlichen Behandlungsarm randomisiert und verblindet als Verumvergleich inhaliert wird, führt zu einer numerisch geringeren Zunahme des FEV1 als Indacaterol (80 ml versus 190 ml [300 µg]).3 Der Unterschied erscheint jedoch klinisch nicht bedeutsam. Zudem wurde eine statistische Analyse dieses Vergleichs offenbar weder geplant noch durchgeführt. Ein klinisch relevanter Vorteil für Indacaterol lässt sich aus diesen Daten nicht ableiten.

STÖRWIRKUNGEN: Unter Indacaterol kommt es häufiger als unter Plazebo zu Husten, Muskelkrämpfen, Atemwegsinfekten, Kopfschmerzen und Durchfällen. Auffällig häufig ist ein inhalationsbedingter, mehrere Sekunden anhaltender Husten (6-Monatsdaten: Indacaterol: 17% bis 20%, Plazebo: 2%, Formoterol 0,9%, Tiotropium 0,8%).3 Der europäische Bewertungsbericht weist zudem auf gering erhöhte kardiovaskuläre Störwirkungen hin, ohne jedoch Art und Häufigkeit genauer zu benennen.

KOSTEN: Mit monatlichen Kosten von 49 € wird Indacaterol (ONBREZ BREEZHALER; 150 µg/Tag) zwar 14% bzw. 30% günstiger angeboten als Salmeterol (SEREVENT; 56 € für 100 µg/Tag) oder Tiotropium (SPIRIVA; 69 € für 18 µg/Tag), ist jedoch 10% teurer als das Fomoterol-Original FORADIL P (44 € für 24 µg/Tag) und fast doppelt so teuer wie ein günstiges Generikum (z.B. FORMOTEROL-CT; 26 €).

∎  Mit Indacaterol (ONBREZ BREEZHALER) ist ein weiteres langwirkendes Beta2-Mimetikum erhältlich, das jedoch ausschließlich zur Erhaltungstherapie bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) zugelassen ist.

∎  Indacaterol führt im Vergleich zu Plazebo zu einer geringen Besserung der Lungenfunktionsparameter bei Patienten mit mittelschwerer oder schwerer Erkrankung. Eine relevante Überlegenheit gegenüber bereits angebotenen langwirkenden Betamimetika oder dem Anticholinergikum Tiotropium (SPIRIVA) ist nicht ersichtlich.

∎  Indacaterol wird einmal täglich inhaliert. Allerdings tritt bei vielen Anwendern inhalationsbedinger Husten auf.

∎  Beim derzeitigen Kenntnisstand sehen wir keinen Stellenwert für Indacaterol in der Therapie der COPD.

  1 Novartis: Fachinformation ONBREZ BREEZHALER, Stand Dez. 2009
  2 Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease: Global Strategy for Diagnosis, Management, and Prevention of COPD, Stand Dez. 2009;
http://www.goldcopd.org
  3 EMEA: Europ. Bewertungsbericht (EPAR) ONBREZ BREEZHALER, Stand Dez. 2009; zu finden unter:
http://www.ema.europa.eu/htms/human/epar/o.htm

© 2010 arznei-telegramm, publiziert am 15. Januar 2010

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