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Deutsche Wissenschaftler kritisieren Empfehlung zur HPV-Impfung (GARDASIL u.a.)

In einem Manifest kritisieren 13 namhafte Wissenschaftler, darunter zwei Mitherausgeber des arznei-telegramm sowie der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO), junge Mädchen generell gegen humane Papillomviren (HPV) zu impfen (Stellungnahme zur Wirksamkeit der HPV-Impfung, Stand 25. Nov. 2008; http://www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag3/downloads.html). Wie von uns bereits mehrfach thematisiert (a-t 2007; 38: 57-9, 101-3; a-t 2008; 39: 17-8, 43, 92-4), ist der Nutzen der HPV-Impfung (GARDASIL u.a.) nach wie vor offen. Bestrebungen, möglichst viele Mädchen möglichst schnell zu impfen, sind daher beim jetzigen Kenntnisstand nicht gerechtfertigt. Die 13 Wissenschaftler hinterfragen zu Recht, wie die STIKO dazu kommt, in ihrer Begründung der Impfempfehlung von einer "lebenslangen Impfeffektivität von 92,5%" hinsichtlich der Verhinderung von Gebärmutterhalskrebserkrankungen (ohne Einschränkung auf bestimmte HPV-Typen) auszugehen (Epid. Bull. 2007; Nr. 12: 97-103): Abgesehen davon, dass es keinerlei Belege für einen lebenslangen Schutz gibt und Erfahrungen mit anderen Impfstoffen eher dagegen sprechen, behaupten nicht einmal die Hersteller eine derart große Wirksamkeit. Da die STIKO keine Literaturquellen für ihre "Annahme" angibt, lässt sich diese auch nicht nachvollziehen. Der Vorgang weckt Erinnerungen an die "hemdsärmeligen Berechnungen" der Kommission bei der Wirksamkeit der Grippeimpfung (a-t 2008; 39: 101-2). Doch auch die häufig postulierte 70%ige Reduktion von Zervixkarzinomen durch die HPV-Impfung dürfte überschätzt sein, da sie ausschließlich darauf beruht, dass in der Vergangenheit in etwa 70% der Karzinome HPV 16 oder 18 nachgewiesen werden konnten. Mit der Einführung empfindlicherer Tests wird aber deutlich, dass Mischinfektionen mit weiteren onkogenen HPV-Typen häufiger sind als zuvor angenommen (THIRY, N. et al.: HPV Vaccination for the Prevention of Cervical Cancer in Belgium. HTA; Brüssel; Belgian Health Care Knowledge Centre [KCE]; 2007; KCE reports 64C). Eine Zunahme von Erkrankungen durch andere HPV-Typen (z.B. durch Replacement) könnte die erhoffte Reduktion der Gebärmutterhalskarzinome um 70% weiter abschwächen, -Red.

© 2008 arznei-telegramm, publiziert am 1. Dezember 2008

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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