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unter krebsverdacht: neurodermitis-mittel pimecrolimus (douglan, elidel) und tacrolimus (protopic)
 
UNTER KREBSVERDACHT: NEURODERMITIS-MITTEL PIMECROLIMUS (DOUGLAN, ELIDEL) UND TACROLIMUS (PROTOPIC)

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA erwägt, künftig mit einem besonders hervorgehobenen Warnhinweis ("black box") auf ein mögliches Krebsrisiko der bei atopischer Dermatitis verwendeten Externa Pimecrolimus (DOUGLAN, ELIDEL; a-t 2004; 35: 42-3) und Tacrolimus (PROTOPIC; a-t 2002; 33: 50-1) aufmerksam zu machen. Hintergrund sind eine steigende Zahl von Berichten über Krebs in Verbindung mit den beiden Immunsuppressiva sowie neue tierexperimentelle Daten (1). Derzeit liegen der Behörde 19 Meldungen zu Krebs unter örtlicher Anwendung von Tacrolimus vor sowie 10 entsprechende Berichte zu Pimecrolimus, darunter Lymphome und Hauttumoren (2,3).

Bei oraler oder parenteraler Anwendung von Immunsuppressiva einschließlich dem in der Transplantationsmedizin verwendeten Tacrolimus (PROGRAF) ist eine erhöhte Rate von Krebserkrankungen bekannt, vor allem von Lymphomen. Pimecrolimus ist bislang ausschließlich als Externum erhältlich. Unter einer derzeit erprobten oralen Zubereitung werden jedoch im Tierversuch ebenfalls Lymphome beobachtet, und zwar unter allen geprüften Dosierungen. Eine Dosis, bei der kein Effekt auftritt (no effect level), lässt sich nicht angeben. Mitarbeiter der FDA beurteilen die immunsuppressiven Effekte beider Externa bei Tieren, die sich vorzugsweise im Auftreten von Lymphomen manifestieren, als überzeugend und gleichsinnig ("strong, consistent and compelling"). Die Lymphomentwicklung steigt nach den tierexperimentellen Daten mit der kumulativen Dosis. Obwohl ein definitiver Beweis einer Kanzerogenität auch für den Menschen bislang aussteht, hält die FDA einen deutlichen Warnhinweis im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes für geboten (1).

Sowohl Pimecrolimus als auch Tacrolimus haben in den USA lediglich Reservestatus. Steigende Verordnungszahlen insgesamt und zunehmender Gebrauch bei Kindern einschließlich Kleinkindern unter zwei Jahren, für die die beiden Immunmodulatoren nicht zugelassen sind, weisen jedoch auf eine wesentlich breitere Verwendung hin. Dies wird von der FDA auf aggressive Vermarktung zurückgeführt. Das mögliche Krebsrisiko gefährdet aber vor allem Kinder, bei denen nach örtlicher Anwendung der Immunsuppressiva häufiger messbare Blutspiegel gefunden werden als bei Erwachsenen.

Hierzulande darf Pimecrolimus ohne Einschränkung bei Kindern ab zwei Jahren verwendet werden, während Tacrolimus wie in den USA lediglich als Reservemittel bei ungenügender Wirksamkeit oder Unverträglichkeit herkömmlicher Mittel zur Kurzzeit- und intermittierenden Langzeitbehandlung zugelassen ist. Vor allem Pimecrolimus wird entgegen den Vorgaben des Heilmittelwerbegesetzes immer wieder direkt bei Laien beworben (a-t 2004; 35: 91-2) oder die Anwendung auf herstellernahen Veranstaltungen beispielsweise bereits bei Kindern in den ersten sechs Lebensmonaten nahegelegt (4). Wir fordern Reservestatus für beide Immunmodulatoren, Beschränkung auf ausschließlich kurzfristige Anwendung sowie einen deutlichen Warnhinweis auf das mögliche Krebsrisiko. Ein Verbot des Gebrauchs bei Kindern ist zu erwägen, -Red.



1

TEMECK, J., Division of Pediatric Drug Development:
http://www.fda.gov/ohrms/dockets/ac/05/briefing/2005-4089b2_01_02_DPDD%20Consult.pdf

2

FDA: Alert for Healthcare Professionals zu Pimecrolimus vom 14. Febr. 2005, zu finden unter:
http://www.fda.gov/cder/drug/InfoSheets/HCP/ElidelHCP.pdf

3

FDA: Alert for Healthcare Professionals zu Tacrolimus vom 14. Febr. 2005, zu finden unter:
http://www.fda.gov/cder/drug/InfoSheets/HCP/ProtopicHCP.pdf

4

KÖLLGES, R.: zit. nach Ärzte Ztg. vom 29. Jan. 2004



© Redaktion arznei-telegramm
blitz-a-t 16. Februar 2005

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