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SIBUTRAMIN (REDUCTIL) VOM MARKT - ZUMINDEST IN ITALIEN

Das italienische Gesundheitsministerium hat am 6. März 2002 den Vertrieb des Appetithemmers Sibutramin (REDUCTIL) gestoppt.1 Auslöser waren 50 Berichte über unerwünschte Wirkungen, von denen 2 tödlich verlaufen sind.2 Jetzt muss sich auch der Arzneimittelausschuss (CPMP) der Europäischen Arzneimittelbehörde EMEA mit der längst überfälligen Neubewertung von Nutzen und Schaden von Sibutramin befassen.

Mindestens 34 Todesfälle sind in Verbindung mit Sibutramin bekannt (28 in den USA, je 2 in Großbritannien und Italien, je 1 in Südafrika und der Schweiz).2 In Deutschland überblickt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte 74 Nebenwirkungsberichte einschließlich Herzrhythmusstörungen, Hypertonie und zentralnervösen Störwirkungen. Die Behörde sieht jedoch keinen Anlass für eine Marktrücknahme von Sibutramin in naher Zukunft.3

Wir halten hingegen den Schritt der italienischen Behörde für konsequent und richtig. "Es gibt keinen Beleg dafür, dass Sibutramin das Leben eines einzigen Patienten verlängert oder das mit Übergewicht-assoziierte Risiko von Schlaganfall oder Herzinfarkt verringert hat," warnt die US- amerikanische Verbrauchergruppe Public Citizen.4

Wie die bereits vom Markt gezogenen konventionellen stimulierenden Appetithemmer vom Typ D-Norpseudoephedrin (ANTIADIPOSITUM X-112 S; a-t 2001; 32: 63) trägt auch Sibutramin nicht zur dauerhaften Gewichtsabnahme bei und behindert die tatsächlich Erfolg versprechenden (und unbedenklichen) Maßnahmen: Umstellung von Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Wegen unerwünschter Effekte wie Blutdrucksteigerung, Tachykardie, Schlaganfall, psychischer und anderer schwerwiegender Störwirkungen erachten wir die Nutzen-Schaden-Abwägung als negativ (vgl. a-t 2001; 32: 27 und 2001; 32: 56). Seit Markteinführung von Sibutramin raten wir deshalb von der Verordnung ab (a-t 1998; Nr. 9: 77-8 und 1999; Nr. 2: 23-4).

© 2002 arznei-telegramm

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