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Korrespondenz

ANTIHYDRAL SALBE BEI SCHWEISSFÜSSEN?

Eine "meiner" Mütter ist der Ansicht, Methenamin (ANTIHYDRAL Salbe) sei ein geeignetes Mittel gegen die Schweißfüße ihres 16 Monate alten Sohnes. Mir ist das Mittel unbekannt, insbesondere die Wirkung bzw. eventuelle Nebenwirkungen.

Dr. med. G. TRETTER (Kinderarzt)
D-92665 Altenstadt

Methenamin (= Hexamethylentetramin) wurde erstmals 1860 durch Eindampfen von Formaldehyd mit Ammoniakflüssigkeit hergestellt. Das Kondensationsprodukt wirkt nach äußerlicher Anwendung, wenn unter Einfluss von saurem Schweiß Formaldehyd wieder abgespalten wird.1 Durch Denaturierung von Keratin sollen Schweißdrüsenporen oberflächlich verschlossen werden.2 Wieviel Formaldehyd aus der 1935 eingeführten 13%igen Methenamin-Salbe ANTIHYDRAL freigesetzt wird, bleibt mangels Daten offen.

Für Formaldehyd ist eine hohe Kontaktallergenität beschrieben (4%; a-t 9 [1986], 92), bei Langzeitanwendung bis 20%.3 Die Anwendung Formaldehyd-freisetzender Produkte bei Kleinkindern erachten wir deshalb als kontraindiziert und auch bei Erwachsenen für bedenklich. Kanzerogenität lässt sich nicht ausschließen.4

Gegen übermäßige Schweißbildung wirksame und nur selten sensibilisierende Aluminiumchloridlösungen (a-t 10 [1994], 99) eignen sich ebenfalls nicht für Kleinkinder. Bei diesen gilt es vor allem, für luftdurchlässige Kleidung zu sorgen und synthetische Materialien zu meiden. Arzneitherapeutische Maßnahmen erscheinen schädlicher als die schwitzenden Füße des Kindes.

Wegen der Formaldehydfreisetzung ist auch die Einnahme von Methenamin (UROTRACTAN u.a.) zur Rezidivprophylaxe von Infektionen der unteren Harnwege überholt, -Red.

1

Robugen GmbH: Schreiben vom 25. Okt. 1999

2

CULLEN, S. I.: Arch. Dermatol. 111 (1975), 1158

3

HÖLZLE, E.: Hautarzt 35 (1984), 7

4

BUCHIN, B., D. REINEL in SALLER, R., H. FEIEREIS (Hrsg.): "Erweiterte Schulmedizin", Bd. 3, Marseille Verlag, 1997, Seite 90


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