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Kein Schutz vor Herzinfarkt durch Hormone nach den Wechseljahren: Nach Daten mehrerer Beobachtungsstudien soll die zum Teil unkritisch propagierte Langzeiteinnahme von Östrogenen Frauen nach den Wechseljahren vor koronarer Herzkrankheit schützen: Metaanalysen beziffern die Risikominderung auf 35% bis 50%. Die erste abgeschlossene randomisierte Interventionsstudie kommt jetzt zu einem negativen Ergebnis. 2.760 durchschnittlich 67 Jahre alte Frauen mit koronarer Herzkrankheit nehmen im Mittel vier Jahre lang täglich 0,625 mg konjugierte Östrogene plus 2,5 mg Medroxyprogesteronazetat (CLIMAREST PLUS, CLIMOPAX) oder Plazebo ein. Trotz günstiger Effekte auf das Serumcholesterin - LDL liegt unter Hormonen um 11% niedriger, HDL um 10% höher als in der Kontrollgruppe - bleibt ein Einfluss auf die Myokardinfarktrate oder koronare Sterblichkeit aus (172 vs. 176 betroffene Frauen). Im ersten Studienjahr nehmen Herzinfarkte und Tod durch Herzkranzgefäßerkrankungen in der Interventionsgruppe sogar zu. Aus der geringfügigen Abnahme koronarer Ereignisse unter Verum im vierten und fünften Jahr lassen sich keine Schlüsse ziehen: Die Zahl der Anwenderinnen hat in dieser Zeit so stark abgenommen, dass die Vergleichbarkeit der Gruppen nicht mehr gewährleistet ist. Die Hormoneinnahme geht mit dreifach häufigeren Thromboembolien (a-t 11 [1996], 105) und vermehrten Gallenblasenerkrankungen einher. Die Knochenbruchrate unterscheidet sich nicht. Auf diese Zielkriterien ist die Studie jedoch nicht angelegt (HULLEY, S. et al.: J. Am. Med. Ass. 280 [1998], 605/ati d). Die Untersuchung bestätigt, dass Beobachtungsstudien und Surrogatparameter wie Cholesterinwerte für Therapieempfehlungen nicht ausreichen (a-t 4 [1995], 37). Frauen mit manifester koronarer Herzkrankheit ist nach diesen Ergebnissen von der Hormoneinnahme abzuraten. Ob gesunde Frauen von einer Primärprävention profitieren, muss sich in Interventionsstudien erweisen, deren Ergebnisse in den nächsten Jahren zu erwarten sind, -Red.


© 1998 arznei-telegramm

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