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Falsch niedriger Kreatinin-Spiegel unter Kalziumdobesilat (DEXIUM, DOBICA): Eine 75-jährige Diabetikerin nimmt auf Verordnung ihres Augenarztes regelmäßig das gegen diabetische Retinopathie angebotene Kalziumdobesilat (DEXIUM) ein. Bei der Verlaufskontrolle der Nierenfunktion liegen die mit dem enzymatischen Test CREA ermittelten Kreatininwerte mehrfach bei 2 mg/dl, bei Vergleichsmessungen mit einem anderen Verfahren bei über 6 mg/dl. Ein drittes Labor bestätigt die hohen Werte, die zudem mit anderen Laborbefunden (Serumharnstoff- und Kaliumspiegel) in Einklang stehen (NETZWERK-Bericht 9492). Die Packungsbeilage des Enzymtests weist auf falsch niedrige Kreatininwerte durch Kalziumdobesilat in vitro hin. Entsprechende Hinweise fehlen in den Gebrauchsinformationen von DEXIUM und DOBICA. Der DEXIUM-Vertreiber Synthelabo kennt die Interaktion nicht (Schreiben vom 23. April 1998). In höheren als zur Therapie üblichen Dosierungen stört Kalziumdobesilat auch die Bestimmung der Kreatinkinase (HØRDER, M. et al.: Europ. J. Clin. Chem. Clin. Biochem. 29 [1991], 691). Die Einnahme von täglich 1.500 mg Kalziumdobesilat bleibt in einer über zweijährigen Studie ohne Einfluss auf die Progression der diabetischen Retinopathie (HAAS, A. et al.: Klin. Monatsbl. Augenheilk. 206 [1995], 17). Umstrittener Nutzen, immunallergische Risiken wie Pyodermie und Agranulozytose (vgl. a-t 1 [1989], 8; 7 [1989], 68; 6 [1992], 54) und Verfälschung von Laborbefunden sprechen gegen die Verwendung des Mittels.


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