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                            a-t 1996; Nr. 6: 55-6nächster Artikel
Nachwirkungen

CREUTZFELDT-JAKOB-Erkrankungen nach Implantation von Dura mater (LYODURA u. a.): "Vor dem Hintergrund der erneuten öffentlichen Diskussion" (a-t 4 [1996], 35, ARD-Tagesthemen vom 20. Mai 1996 u.a., -Red.) nimmt Braun Melsungen aus "Verantwortung als Hersteller" alle vor Januar 1996 hergestellten Dura-mater (LYODURA)-Chargen vom Markt (Braun Melsungen: Schreiben vom 21. Mai 1996). Das Ausgangsmaterial ließ sich nur lückenhaft zurückverfolgen. Bei 1.700 von einer Berliner Klinik bezogenen Hirnhäuten soll nach Angaben der Berliner Gesundheitssenatorin eine Zuordnung nur in fünf Fällen möglich gewesen sein (Ärzte Ztg. vom 18. März 1996). Bislang sind 15 CREUTZFELDT-JAKOB-Erkrankungen in Verbindung mit von Verstorbenen gewonnener Dura mater bekannt, fünf in Spanien, je zwei in den USA und in Japan sowie je eine in Australien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Kanada und Neuseeland. Überwiegend erhielten die Betroffenen Implantate aus der Fertigung von 1983 bis 1985. Die Erkrankung wird nach etwa sieben bis zehn Jahren offenbar, so auch bei einer Deutschen, die 1984 im Alter von 18 Jahren während einer Astrozytom-Operation LYODURA erhielt. Rasch fortschreitender Verfall geistiger Fähigkeiten sowie Myokloni im Gesicht und an den Gliedmaßen wenige Monate vor ihrem Tod im Alter von 26 Jahren sprechen für eine CREUTZFELDT-JAKOB- Erkrankung (LANG, C. J. G. et al.: Europ. J. Epidem. 11 [1995], 79). Erste Hinweise auf Übertragung im Rahmen von Operationen stammen aus den 70er Jahren (a-t 9 [1991], 83). Die erste Verdachtsmeldung soll bei Braun Melsungen nach eigenen Angaben 1986 eingegangen sein. Seit Mai 1987 wird LYODURA auf 132° C erhitzt und mit Natronlauge behandelt (a-t 10 [1993], 99). Die Firma zog die bis dahin hergestellten Chargen jedoch erst zwei Jahre später zurück. Die heute verwendeten Hirnhäute stammen zum Teil aus dem Ausland, beispielsweise aus Tschechien. Die Firma verspricht, daß seit Januar 1996 "eine lückenlose Rückverfolgung des Ausgangsmaterials in jedem Einzelfall sichergestellt" sei (Braun Melsungen, Schreiben vom 30. Mai 1996). Von Leichen gewonnene Dura läßt sich durch körpereigenes Gewebe (z.B. Faszie des Temporalmuskels) oder synthetisches Material ersetzen. Entzündungen und andere Komplikationen scheinen dabei sogar seltener vorzukommen (ERNESTUS, R.-J. et al.: Zentralbl. Neurochir. 56 [1995], 106).


© 1996 arznei-telegramm

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