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SCHWERPUNKT – ERFAHRUNGEN MIT NEUEN MEDIKAMENTEN

Seit einigen Jahren ist bekannt, daß die Wirkung von Kalziumantagonisten vom Nifedipin (ADALAT u.a.)-Typ bei koronarer Herzkrankheit einer Glockenkurve folgt: Während zunächst die Angina pectoris günstig beeinflußt wird, kann sie nach Überschreiten einer optimalen Dosis wieder verstärkt auftreten. Der Grund liegt in einer Verminderung der Durchblutung der Koronarien infolge Abnahme des diastolischen Blutdrucks, der Kontraktionskraft des Herzmuskels und der Herzauswurfleistung. Herzinfarkt oder bedrohliche Kreislaufsituationen können resultieren (s. auch a-t 8 [1985], 65). Erst unlängst hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte auf dieses Risiko aufmerksam gemacht (Pharm. Ztg. 139 [1994], 2880). Auch im NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION haben wir vier Meldungen über Myokardinfarkt in Verbindung mit Nifedipin dokumentiert (Berichte 2348, 2349, 2376 und 2377).

Wenn sich Krankheitssymptome und unerwünschte Wirkung klinisch gleichartig äußern, wird die iatrogene Wirkung oft als schicksalhaft verkannt. Neben den Nifedipinabkömmlingen war dies auch von Bedeutung für sogenannte Leberschutzpräparate wie Cianidanol (CATERGEN), das wegen allergisch bedingter Leberschädigung vom Markt gezogen werden mußte (a-t 8 [1986], 70), sowie für Ganglioside aus Rinderhirn (CRONASSIAL), die zur Behandlung von Neuropathien angeboten wurden und selbst immunogene GUILLAIN-BARRE-Syndrome auslösten (a-t 12 [1992], 126).

Beobachtungen in der Anwendungsphase ebnen nicht selten den Weg zur besseren Erkenntnis. Weil unsere Leser aus dieser Einsicht in den vergangenen Jahren uneigennützig das Zuordnen durch Sachbeiträge gefördert haben, überblicken wir inzwischen im NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION annähernd 7.000 Verdachtsmeldungen über Zwischenfälle im Zusammenhang mit Medikamenten. Wenn sich der Verdacht anhand des Einzelfalles bis zur Gewißheit verdichtet durch bestätigende gleichartige Beobachtungen, soll der Verordner einer Arznei wissen, was er zu beachten hat, um die nötige Risikovorsorge zu treffen.

Mit Dank und Anerkennung für die Mühen der NETZWERK-Berichterstatter veröffentlichen wir in dieser Ausgabe aktuelle Beobachtungen und nennen – soweit möglich – Referenzpublikationen, um den Hintergrund zu erläutern.

Unser und wahrscheinlich auch Ihr besonderes Interesse gilt den Erfahrungen mit Medikamenten, die neue Wirkstoffe enthalten. Im NETZWERK dokumentieren wir Ereignisse in Verbindung mit der Arzneianwendung. Hilfreich kann auch die Kopie eines Klinikentlassungsberichts oder einer Epikrise sein, in der ein unerwünschtes Ereignis mit der Medikation in Verbindung gebracht wird. Formlos an das NETZWERK übersandt, erfassen wir den Berichtsgegenstand nach den Bestimmungen des Datenschutzes in unserer Datenbank. Ausdrucke mit – soweit vorhanden – Parallelfällen bekommen unsere NETZWERK-Berichterstatter kostenlos (neben der Computerdokumentation der eingesandten Fallberichte).


Eine Aufstellung neuer Wirkstoffe des besonderen Interesses finden Sie in der untenstehenden Tabelle. Es dankt im voraus für Ihre Mitarbeit

Ihre a-t-Redaktion


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