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Korrespondenz

STELLENWERT VON LIDOKAIN (XYLOCAIN U.A.)
UND BETABLOCKERN NACH HERZINFARKT

Vor Jahren wurde zur Herzrhythmusstörungsprophylaxe bei akutem Myokardinfarkt Lidokain (XYLOCITIN, XYLOCAIN u.a.) empfohlen. In letzter Zeit mehren sich die Stimmen, die den Sinn einer generellen "Prophylaxe" ... in Frage stellen. ...

Ist bezüglich einer Rhythmusstörungsprophylaxe ein prinzipieller Unterschied zu machen zwischen Patienten, die eine hochdosierte Kurzzeitlyse erhalten haben, oder nicht – etwa in dem Sinne, daß wegen der erhöhten Gefahren bei Lysetherapie eine Rhythmusstörungsprophylaxe mit XYLOCITIN (bei Ausschluß von Kontraindikationen) weiterhin durchgeführt werden sollte?

Ist die Frühtherapie mit Betablockern bei akutem Myokardinfarkt schon so etabliert, daß sie generell (natürlich bei Ausschluß von Kontraindikationen) empfohlen werden kann?

Dr. D. MARKWARDT (Internist)
D-16225 Eberswalde

Die generelle Prophylaxe ventrikulärer Arrhythmien im Rahmen eines akuten Herzinfarktes mit Lidokain (XYLOCAIN u.a.) kann derzeit nicht empfohlen werden. Ein klinischer Nutzen ist nach 15 bisher vorliegenden kontrollierten klinischen Studien nicht belegt (s. auch a-t 6 [1992], 54). Umstritten ist, ob für Patienten unter 65 Jahren mit großem transmuralen Infarkt innerhalb der ersten sechs Stunden nach Auftreten sogenannter Warnarrhythmien (enge Couplets, repetitive oder multiforme ventrikuläre Extrasystolen und kurze ventrikuläre Tachykardien) die vorbeugende Lidokaingabe sinnvoll ist. Einzukalkulieren sind klinisch wichtige unerwünschte Effekte wie höhere Asystolierate und vermindertes Ansprechen auf eine Defibrillation, für die es bei Anwendung von Lidokain im Rahmen von Reanimationen Hinweise gibt.

Bei den sogenannten Reperfusionsarrhythmien, deren Spezifität ohnehin nicht allgemein akzeptiert ist, kommen neben Sinusbradykardien und AV- Überleitungsstörungen häufiger sogenannte idioventrikuläre Rhythmen vor, die in der Regel niederfrequent, selbstbegrenzend und deshalb nicht behandlungsbedürftig sind.

Betablocker ohne intrinsische Aktivität können zur Behandlung des akuten Myokardinfarktes – unter Ausschluß von Kontraindikationen – uneingeschränkt empfohlen werden (vgl. a-t 5 [1993], 48). Die Therapie soll möglichst früh beginnen, anfangs beispielsweise intravenös. Partielle Agonisten wie Pindolol (VISKEN u.a.) dürfen nicht verwendet werden. Dagegen gibt es keine Unterschiede in der Wirksamkeit kardio-"selektiver" und nicht-selektiver Betablocker. Die meisten Erfahrungen bestehen mit den beiden β1-selektiven Blockern Atenolol (TENORMIN u.a.) und Metoprolol (BELOC u.a.). Nach derzeitigem Wissensstand soll die Therapie mindestens zwei Jahre fortgeführt werden, möglicherweise auch länger. Betablocker vermindern die Sterblichkeit nach Herzinfarkt in den ersten zwei bis drei Jahren um etwa 25%, –Red.


© 1994 arznei-telegramm

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