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PROTONENPUMPENHEMMER LANSOPRAZOL (AGOPTON):
WAS IST NEU?

"Hervorragende Präparateeigenschaften" und "eine besonders vorteilhafte Kosten-Nutzen-Relation"1 verspricht Takeda Pharma für den Protonenpumpenhemmer Lansoprazol (AGOPTON). Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre und Refluxösophagitis, nicht aber das ZOLLINGER-ELLISON-Syndrom dürfen mit dem chemisch dem Omeprazol (ANTRA, GASTROLOC, vgl. a-t 12 [1989], 110, 5 [1992], 42) verwandten Medikament behandelt werden.

EIGENSCHAFTEN: Die Pharmakokinetik von Lansoprazol gleicht mit ausgeprägtem Metabolismus und einer Eliminationshalbwertszeit von ca. 1,5 Stunden im wesentlichen der von Omeprazol. Die Bioverfügbarkeit weist starke individuelle Schwankungen auf. Verschiedene Studien ergaben um das Dreifache variierende Werte.2

KLINISCHE STUDIEN: Für Lansoprazol wird zur Behandlung von Magenulzera eine gering höhere Heilungsrate nach acht Wochen (93%) genannt als für Omeprazol (82%). In der Therapie von Zwölffingerdarmgeschwüren und der Refluxösophagitis bestehen keine Unterschiede.2 Zu untersuchen bleibt die Häufigkeit von Komplikationen und Rezidiven peptischer Läsionen während bzw. nach der Behandlung mit Lansoprazol, verglichen mit anderen Behandlungen.

UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN: In den bislang veröffentlichten Studien entsprach die Verträglichkeit von Lansoprazol bei Kurzzeitanwendung der von Omeprazol.2 Bis zu 33% der mit Lansoprazol Behandelten leiden unter Störwirkungen, häufig an Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen oder Hautreaktionen. Es kann zu Obstipation, Schwindel, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Stomatitis, Juckreiz, Erektionsstörungen, Blutdruckabfall mit Bewußtlosigkeit, Depressionen, starkem Durchfall mit Zeichen einer Kolitis, verminderter Erythrozyten- und Thrombozytenzahl, Eosinophilie, Proteinurie sowie erhöhten Leber- und Cholesterinwerten kommen.2,3,4 Ob die durch Lansoprazol und Omeprazol (vgl. a-t 5 [1992], 42) verursachte Hypergastrinämie zu Karzinoiden führen kann, ist nicht geklärt. Dies gilt auch für Sehstörungen bis zu Blindheit, die in Verbindung mit Omeprazol beobachtet wurden (vgl. a-t 7 [1993], 74), und Hinweise auf kardiale Störwirkungen von Omeprazol.

WECHSELWIRKUNGEN: Wie Omeprazol hemmt auch Lansoprazol das Enzym Cytochrom P 450 und kann den Abbau anderer Medikamente verzögern.1 Mit Interaktionen mit Antikoagulantien vom Cumarintyp, oralen Antidiabetika, Theophyllin, Phenytoin und Diazepam ist zu rechnen.2,3 Hormonelle Kontrazeptiva bieten während einer Lansoprazolbehandlung keinen sicheren Schutz vor ungewollter Schwangerschaft. Zusätzliche empfängnisverhütende Maßnahmen können erforderlich sein.2,3

DOSIERUNG: Die übliche Tagesdosis beträgt 30 mg Lansoprazol. Zur Behandlung therapieresistenter Läsionen kann auf täglich 60 mg erhöht werden. Bei eingeschränkter Leberfunktion und in höherem Lebensalter ist die Tagesmenge auf 15 mg zu verringern.3 Die Kapseln sollen nüchtern vor dem Frühstück geschluckt werden. Einnahme zum Essen oder zusammen mit Antazida und Sucralfat vermindert die Absorption.2,3,5 Die Behandlungsdauer ist auf acht Wochen begrenzt, da Langzeiterfahrungen fehlen und eine tumorigene Wirkung von Lansoprazol am Magen nicht auszuschließen ist. Die Therapiekosten entsprechen exakt denen des Omeprazol (vgl. Kasten).

FAZIT: Der neue Protonenpumpenhemmer Lansoprazol (AGOPTON) besitzt gegenüber dem seit vier Jahren angebotenen Omeprazol (ANTRA, GASTROLOC) keine Vorteile in der Kurzzeittherapie peptischer Ulzera. Ein breites Störwirkungsspektrum und die ungeklärte Karzinogenität bei Langzeitanwendung belasten beide Protonenpumpenhemmer im Vergleich zu den seit gut einem Jahrzehnt bewährten H2-Rezeptorenblockern. Zur Prophylaxe sowie zur langfristigen Behandlung peptischer Läsionen ist Lansoprazol nicht zugelassen.


© 1993 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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