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Korrespondenz

MARKETING-"STUDIE" VON ASTRA

Unter dem Titel "Hypertension Optimal Treatment – International Study" wurden vom H.O.T.-Koordinationszentrum am Sitz der Fa. Astra in Wedel niedergelassene Ärzte angeschrieben und zur Mitwirkung an einer internationalen Hochdruckstudie eingeladen. Bei der Vorstellung des Studien-Ablaufs wurde dann deutlich, daß es um eine Marketing-Maßnahme für den in Deutschland wenig verbreiteten Kalziumantagonisten Felodipin (MODIP) geht, der bei allen Patienten im Rahmen der Studie eingesetzt werden soll (neben beliebigen ACE-Hemmern, Betablockern und niedrigdosiertem ASS gegen Plazebo).

Neben einer Aufwandsentschädigung von 1.000 DM pro Patient (bei zweijähriger Beobachtungsdauer) – nicht gerade viel, wie die bei der als "Investigators Meeting" titulierten Informationsveranstaltung anwesenden Kollegen kommentierten – wurden von dem Koordinator der Fa. Astra auch ein Fax für die Praxis und die Teilnahme an Veranstaltungen im Rahmen der Studie (z.B. eine Wochenendreise zu einem Vortrag in Mailand – sicherlich auch in Begleitung des Ehepartners) in Aussicht gestellt. Ärgerlich finde ich die Koppelung einer an sich sinnvollen wissenschaftlichen Fragestellung mit den Geschäftsinteressen einer Firma. Daß hier der Eindruck entsteht, Ärzte ließen sich für die Verschreibung eines bestimmten Medikaments bezahlen, um nicht zu sagen bestechen, ist wohl nicht von der Hand zu weisen. Um so bedauerlicher, daß dies mit Unterstützung der "Deutschen Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdrucks" geschieht. Oder lassen sich derartige Untersuchungen tatsächlich nur mit finanzieller und logistischer Unterstützung eines weltweit operierenden Pharma-Konzerns verwirklichen?

Dr. med. S. BILGER (Arzt für Allgemeinmedizin)
W-6915 Dossenheim


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