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                            a-t 1992; Nr. 8: 76nächster Artikel
Im Blickpunkt

A VOTRE SANTE (II) –
ERNÄHRUNGSGEWOHNHEITEN UND LEBENSERWARTUNG

Die in Kalifornien ansässigen Sieben-Tage-Adventisten führen ein Leben ohne Genußmittel wie Alkohol und Zigaretten und halten sich zum Teil an eine lakto-vegetabile Diät. Sie leben im Mittel sieben Jahre länger als Durchschnittsamerikaner. Ihre Herzinfarkthäufigkeit beträgt ein Siebentel der übrigen Bevölkerung. Um herauszufinden, welche bisher nicht identifizierten Einflußgrößen der Lebensführung die kabbalistisch anmutenden Befunde bedingen, ließen Gesundheitsforscher der Loma Linda Universität in Kalifornien 31.208 Angehörige der Religionsgemeinschaft lange Fragebögen ausfüllen, wie z.B. welche Brotsorte essen Sie gewöhnlich? – Weißbrot, reines Weizenbrot oder Vollkornbrot, Pumpernickel etc.?

Die Lipid-Hypothese der Arteriosklerose wird durch die umwerfende Facette eines hochkalorischen Nahrungsmittels weiter in Zweifel gezogen. Bei den Adventisten zeigt sich keine Korrelation zwischen Blutlipiden und koronarer Herzkrankheit. Die geringste Wahrscheinlichkeit, an einer nicht-tödlich oder tödlich endenden koronaren Durchblutungsstörung zu erkranken, hatte, wer mindestens fünfmal wöchentlich Nüsse aß. Weizen-Vollkornbrotesser waren auch hinsichtlich Lebenserwartung und koronarer Erkrankungen relativ begünstigt, verglichen mit Weißbrotkonsumenten. Rindfleischverzehrende Männer hatten ein höheres Risiko einer koronaren Erkrankung mit tödlichem Ausgang, während Frauen hiervon verschont blieben.

Nüsse scheinen ein Fettsäurenprofil zu besitzen, das offenbar bei Vegetariern und Nichtvegetariern Schutzeffekte entfaltet – unabhängig von Lebensalter, Geschlecht, Körpergewicht, körperlicher Tätigkeit und hohem Blutdruck – und dies bei einer Klientel, die ohnehin im Vergleich zur "Normalbevölkerung" länger lebt. Nüsse halbieren hier noch einmal das zu erwartende Risiko. Die in Kalifornien käuflichen Nüsse haben einen hohen Anteil vielfach ungesättigter Fettsäuren im Verhältnis zu gesättigten Fettsäuren, beispielsweise beträgt das Verhältnis bei Erdnüssen 2,3, bei Mandeln 2,2, bei Haselnüssen 1,3 und für Walnüsse 7,1. Insbesondere Walnüsse mit ihrem hohen Linolensäureanteil stellen eine wichtige Versorgungsquelle für Omega-3-Fettsäuren dar, die sonst vor allem in Meeresfrüchten vorkommen. Wer häufig Nüsse zu sich nimmt, kann bis zu einem Fünftel der Fettsäurenzufuhr aus Nüssen rekrutieren. Möglicherweise wirkt sich auch der hohe Rohfaseranteil der Nüsse günstig aus. Nüsse als hochkalorische Nahrung verschaffen über ihren Fettgehalt rasch ein Sättigungsgefühl. Nußesser sind gegenüber Nußverächtern schlanker.

Der alte Spruch "Vollkornbrot macht Wangen rot" hat vielleicht sogar ein Quäntchen Wahrheit, da offenbar die Weißbrotgenießer früher einem Herzinfarkt erliegen. Welche Freude für Vitamin-E-Fans: Sollte das Mirakel eine Erklärung im Vitamin-E-Gehalt von Weizenkeimen finden?

Wer diesen schönen Sommer im Schatten eines Nußbaums in seinem Garten verbringt, wird Walnüsse mehr denn je zu schätzen wissen, da der herbe Blattgeruch zudem Insekten fernhält. Nüsse kauend kann er risikogeschützt im Lehnstuhl nacholympischen Sportereignissen folgen – vielleicht bei einem kardioprotektiven Schoppen Wein (vgl. a-t 4 [1992], 34). Wer noch keinen Nußbaum gepflanzt hat, sollte es vielleicht für die Gesundheit seiner Kinder tun.

FRASER, G. E. et al.: Arch. Intern. Med. 152 (1992), 1416
CASTELLI, W. P. Arch. Intern. Med. 152 (1992), 1371


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