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MAKROLID CLARITHROMYCIN (CYLLIND,
KLACID) ZUR 5-TAGESTHERAPIE?

Bei dem neuen Antibiotikum Clarithromycin (KLACID) erscheint mir besonders fraglich, ob die Angaben der Pharmareferenten der Firma stimmen, daß beispielsweise in praktisch allen Fällen einer Bronchitis und der Exazerbation einer chronischen Bronchitis eine 5-Tages-Therapie mit KLACID als voll ausreichend betrachtet werden kann. Dies ist das Hauptwerbeargument der Firma Abbott.

Dr. med. Ch. KÖNIG
W-3587 Borken


Die beiden Hersteller des neuen Antibiotikums Clarithromycin (Abbott und Lipha) behaupten, das Makrolid führe bereits nach fünf Tagen in 90% zu einem Behandlungserfolg. In der Werbung für CYLLIND heißt es unter anderem: Therapieerfolg bei Pneumonie 100%, bei Tonsillitis 99,2%, bei Tracheitis 95,3% usw.

Bei einem Blick in die Studienunterlagen der Praxisprüfung (720 Patienten in 110 Praxen) stellt man fest, daß echte klinische Heilung und lediglich klinische Besserung in einen Topf geworfen werden. Tatsächlich wurden nämlich bei Pneumonie durch 5tägige Therapie nur 52,6%, bei Pharyngitis nur 78,4% und bei Tonsillitis nur 86,1% geheilt, bei den restlichen Patienten blieb die Infektion bestehen und wurde lediglich klinisch gebessert. Dies nützt dem Patienten wenig. Die Infektion besteht schließlich weiter und muß mit einem anderen Antibiotikum bis zur vollständigen Heilung behandelt werden. 122 Patienten mit Tonsillitis und 111 Patienten mit Pharyngitis wurden nur 5 Tage lang behandelt, obwohl man weiß, daß die meisten dieser Erkrankungen durch Viren bedingt sind, und somit eine Antibiotikatherapie überflüssig ist. Wenn aber Bakterien die Erkrankungen verursachen, handelt es sich meist um beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, bei denen jede Antibiotikatherapie 10 Tage dauern muß. Eine 5tägige Antibiotikatherapie erscheint als Kunstfehler. Bei diesem Studiendesign ging es wohl lediglich darum, einen Therapieerfolg des neuen Makrolids innerhalb von nur 5 Tagen nachzuweisen. Bewußt wurde in Kauf genommen, daß über 2.000 Patienten nicht lege artis behandelt wurden.

Die Firmen geben zudem eine Nebenwirkungsrate von 0,8% an. In einer amerikanischen Übersichtsarbeit beträgt die Nebenwirkungsrate bei 2.158 Patienten 23%. 1% der Patienten erlitten schwere unerwünschte Wirkungen. Wann hören die Hersteller auch der neuen Antibiotika endlich auf, die Anwender hinters Licht zu führen? (F. DASCHNER).


© 1991 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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