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Nebenwirkungen

HAUT- UND AUGENKOMPLIKATIONEN
NACH MALARIAMITTEL MEFLOQUIN (LARIAM)

Für Reisen in Länder mit hohem Malariarisiko und Chloroquin (RESOCHIN)-Resistenzen wie Kenia oder Tansania empfiehlt die WHO die Prophylaxe mit Mefloquin (LARIAM; vgl. a-t 6 [1990], 53). Die unerwünschten Wirkungen umfassen Störungen des Zentralnervensystems – unter anderem Sehstörungen, Unruhe, Schlaflosigkeit, Angstzustände, Depression, Psychosen, Koordinationsstörungen, Benommenheit und Schwindel sowie immunallergische Reaktionen mit Muskel- und Gelenkschmerzen, Fieber, Angioödem, Hämolyse u.a. (vgl. a-t 9 [1989], 85). Auch Haarausfall ist bekannt.

Die Roche AG nennt als Störwirkungen an der Haut "Hautreaktionen (sehr selten auch schwere), Juckreiz und Photosensibilisierung."1 Eine 66jährige Belgierin erkrankte an einem STEVENS-JOHNSON-Syndrom, das sich 3 Tage nach Ersteinnahme des Malariaprophylaktikums entwickelte. Die Vorgeschichte war unauffällig. Sie nahm keine weiteren Arzneimittel ein. Eine Reexposition unterblieb aus verständlichen Gründen.2

Der Roche AG liegen fünf weitere Berichte über STEVENS-JOHNSON-Syndrom (n = 2) bzw. Erythema exsudativum multiforme (n = 3) in Verbindung mit Mefloquin vor. Zum Teil nahmen die Patienten gleichzeitig FANSIDAR oder Barbiturate ein.3

Im NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION erhielten wir einen Bericht über 14 Tage nach Mefloquin-Einnahme einsetzenden stark juckenden Ausschlag am ganzen Körper, teils mit fleckiger Rötung, teils mit Bläschenbildung (NETZWERK-Fall 3847). Bei einer weiteren Patientin wird Hautjucken mit Pickelbildung und schuppenden Stellen im Gesichtsbereich in Verbindung mit ZNS- und kardialen Effekten beschrieben (Fall 4086, s. auch a-t 10 [1990], 89).

Nach Einnahme von Mefloquin als Stand-by-Therapie bei vermuteter Malaria entwickelte ein 39jähriger Mann heftigste zentralnervöse Symptome mit Gang- und Standunsicherheit, Schwindel, Verschwommensehen und Augenschmerzen. Augenuntersuchungen des Brillenträgers (Myopie) ergaben drei Monate später eine akut dekompensierte Fusionsschwäche und wahrscheinlich als Grund für die anhaltenden Augenschmerzen einen pathologischen SCHIRMER-Test mit Minderung der Tränensekretion.

Gleichzeitig fallen eine trockene Nase, follikuläre Hyperkeratose sowie Schweißsekretions- und Wärmeregulationsstörung auf. Das Bild des Sicca-Syndroms bzw. des primären SJÖGREN-Syndroms sieht der berichtende Kollege im Rahmen eines durch Mefloquin induzierten systemischen Lupus erythematodes (Fall 4447).

FAZIT: Wegen schwerer Hautreaktionen mit tödlichem Verlauf wie STEVENS-JOHNSON- und LYELL-Syndrom wird die Verwendung der Pyrimethamin-Sulfadoxin-Kombination FANSIDAR zur Malariaprophylaxe heute nicht mehr empfohlen (vgl. a-t 6 [1987], 50). Für Mefloquin (LARIAM) scheint es derzeit nur vereinzelte Berichte über ein STEVENS-JOHNSON-Syndrom zu geben. Wir bitten, persistierende Beschwerden nach LARIAM-Verabreichung an das NETZWERK zu berichten. Insbesondere interessieren uns Komplikationen im Augenbereich.

1

Rote Liste 1991 10 240

2

VAN DEN ENDEN, E. et al.: Lancet 337 (1991), 683

3

WEISS, SPIEGL: Schreiben der Roche AG vom 15. Apr. 1991


© 1991 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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