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Korrespondenz

GEMEPROST (CERGEM) – EIN FORTSCHRITT

Vor der Einführung von Gemeprost (CERGEM)-Vaginalzäpfchen (vgl. a-t 2 [1990], 20) war bisher nur die intramural-zervikale und intramuskuläre Gabe von Sulproston zur Zervixdilatation beim Schwangerschaftsabbruch im 1. Trimenon vom Bundesgesundheitsamt zugelassen. Die intramural-zervikale Gabe von Sulproston ist mit einer extrem hohen Zahl unerwünschter Begleitwirkungen (bis zu 100% uterine Kontraktionsschmerzen) sowie mit einem extrem schmerzhaften Applikationsmodus belastet. Insofern stellt die Neueinführung von Gemeprost sicherlich einen unübersehbaren Fortschritt dar. Gemeprost ist bisher zum Schwangerschaftsabbruch im 2. Trimenon vom BGA nicht zugelassen. Hier hat sich die Meinung inzwischen durchgesetzt, daß zunächst ein Zervixpriming (z.B. durch intrazervikale Prostaglandin-Applikation, eventuell auch mit einem CERGEM-Vag. Supp.) durchgeführt werden sollte, anschließend wird eine Weheninduktion durch systemische Gabe von Sulproston empfohlen. Die extra- bzw. intraamniale Applikation von Prostaglandin E2 ist in der Bundesrepublik eine inzwischen überholte Methode.

Intrazervikal verabreichbare Prostaglandin-Gele werden von sämtlichen Herstellerfirmen nur zur Geburtseinleitung am Termin propagiert, d.h. es wird in der Bundesrepublik auf absehbare Zeit keine Prostaglandin-Gele zur präoperativen Zervixdilatation beim Schwangerschaftsabbruch im 1. Trimenon geben. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, daß die intrazervikale Applikation von PGE2 bzw. Sulproston-Gel weniger systemische Nebenwirkungen aufweist als die diskutierten Gemeprost Vag. Supp.

Im Hinblick auf den Mißbrauch von Prostaglandin-Scheidenzäpfchen ist anzumerken, daß dieser nur vermieden werden kann, wenn die Vag. Supp. nicht frei im Handel, sondern nur über Klinikapotheken zu beziehen sind. Bei Anwendung in der gynäkologischen Praxis sollte jeder Frauenarzt gehalten sein, die Verabreichung des Prostaglandin-Zäpfchens nominell einem speziellen Behandlungsfall zuzuordnen und dies protokollarisch festzuhalten. Keinesfalls sollte bei vermeintlichem Versagen der Prostaglandin-Wirkung die Einzeldosis unkritisch erhöht werden, da ansonsten mit massiven Nebenwirkungen einschließlich kreislaufwirksamer Begleiteffekte zu rechnen ist.

Priv. Doz. Dr. med. W. RATH
Georg-August-Universität, Frauenklinik
D-3400 Göttingen


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