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SCHWANGERSCHAFTSABBRUCH MIT PROSTAGLANDIN GEMEPROST (CERGEM)

Während der Wehen tragen endogene Prostaglandine zur Weitung des Gebärmutterhalses bei. Durch Gabe von Prostaglandin läßt sich dieser auf Dissoziation des Kollagenfasergerüstes der Cervix uteri zu Filament-Komponenten beruhende Effekt imitieren. Das Prostaglandin-E1-Analog Gemeprost (CERGEM) ist in der Bundesrepublik Deutschland seit November 1989 als Vaginalzäpfchen erhältlich zur Erweichung und Erweiterung des Gebärmutterhalses im Rahmen der Vorbereitung einer Ausräumung des Uterus bei Nichtschwangeren und Schwangeren bis zur 12. Schwangerschaftswoche. Im Klinikeinkauf kosten 5 Vaginalzäpfchen 325,- DM.

Die Prostaglandin-Zubereitung muß bei mindestens -10°C gelagert werden. Nach Angleichung auf Raumtemperatur wird ein Vaginalzäpfchen mindestens drei Stunden vor dem Eingriff in das hintere Scheidengewölbe eingeführt, um eine hohe lokale Substratkonzentration zu erzielen. Der Zervix- auflockernde Effekt soll bis zu 12 Stunden anhalten. Die Anwendung setzt eine mehrstündige Überwachung der Kreislauffunktion voraus. Mit gastrointestinalen Störungen, Temperaturanstieg und Blutdruckabfall ist zu rechnen. Nicht geeignet ist Gemeprost für Frauen mit obstruktiven Atemwegserkrankungen, erhöhtem Augeninnendruck sowie unbehandelten vaginalen oder zervikalen Infektionen.

Gemeprost wird zudem in Großbritannien und anderen Ländern zum Schwangerschaftsabbruch im zweiten Trimenon als Alternative zur Injektion von Prostaglandin in die Fruchtblase oder in den extraamnialen Raum verwendet — eine Indikation, die bislang noch nicht beim Bundesgesundheitsamt beantragt wurde. Alle drei Stunden soll je ein Vaginalzäpfchen in das hintere Scheidengewölbe eingelegt werden bis es zum Abort kommt oder bis maximal fünf Vaginalzäpfchen verbraucht sind. Im randomisierten Vergleich beim Abbruch von Schwangerschaften bis zur 16. Woche kam es nach Gemeprost ebenso wie nach extraamnialem Prostaglandin E2 (Dinoproston) bei jeweils 80% der Frauen innerhalb von 24 Stunden zum Abort.

Tritt innerhalb von 24 Stunden nach erstem Einlegen eines Gemeprost-Zäpfchens kein Abort ein, kann innerhalb der nächsten 12 Stunden ein weiterer Behandlungszyklus beginnen, oder es wird Oxytocin (SYNTOCINON) intravenös infundiert, um den Schwangerschaftsabbruch zu beenden.

Unerwünschte Wirkungen beruhen vor allem auf Kontraktionen der glatten Muskulatur. Schmerzen in der Gebärmutter scheinen jedoch seltener vorzukommen als nach anderen Prostaglandinmethoden, während Erbrechen (14 - 35%) und Durchfall (12 - 20%) etwa gleichhäufig sind. Weiterhin ist mit Vaginalblutungen, Kopfschmerzen, Benommenheit und Muskelschwäche zu rechnen.

Die Notwendigkeit zur chirurgischen Ausräumung des Uterus nach dem Abort kann noch nicht abgeschätzt werden, da dies bislang in Studien routinemäßig durchgeführt wurde. In einer Studie löste sich die Plazenta nicht bei 60% der Schwangerschaftsabbrüche zwischen der 12. und 16. Woche.

FAZIT: Gemeprost (CERGEM) Vaginalzäpfchen vermindern durch Auflockerung des Gebärmutterhalses vor Curettagen des Uterus oder bei Schwangerschaftsabbrüchen das Risiko von Verletzungen des Uterus durch mechanische Dilatation. Als Mittel zum Schwangerschaftsabbruch scheint Gemeprost ebenso wirksam zu sein, wie die extra- bzw. intraamniale Gabe von E-Prostaglandinen, ist jedoch weniger schmerzhaft.

ati d / Drug Ther. Bull. 27 (1989), 103


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