logo
logo
Die Information für medizinische Fachkreise
Neutral, unabhängig und anzeigenfrei
vorheriger Artikela-t 1990; Nr.3: 29-30nächster Artikel
Therapiekosten

DIABETESTHERAPIE ZU HÖCHST-PREISEN

In Deutschland müssen Spitzenpreise für Insulin und Diabetes-Bedarfsartikel gezahlt werden. Für Insulinpräparate kletterten die Preise bei den meisten Anbietern in den letzten Monaten erneut um etwa 6%. 2000 E. HUMINSULIN NORMAL kosten jetzt 111,69 DM statt wie bisher 104,38 DM. Die Preise für das U-100-Insulin in den Patronen der jeweiligen Hausmarken-Insulin-Pens (vgl. a-t 11 [1989], 101) stiegen ebenfalls, z.B. von 50,75 DM auf 53,10 DM für 750 E. ACTRAPID PENFILL NOVO.


In den USA ist Insulin zu weniger als dem halben Preis erhältlich (s. Kasten). Gleiches gilt für Blutzuckerteststreifen. Während hierzulande für 100 HÄMO-GLUKOTEST 20-800 156,40 DM bezahlt werden müssen, sind in den USA 100 dieser Teststreifen unter dem Handelsnamen CHEMSTRIP BG für 85,- DM (47 $) erhältlich.

Das Boehringer Blutzuckermeßgerät REFLOLUX II wird in der Bundesrepublik für 370,- bis 425,- DM angeboten (offizieller Apotheken-Einkaufspreis ohne MWST 326,- DM), in den USA jedoch für nur 178,- DM (99,- $). Bei 1,5 Millionen abgesetzten Boehringer-Geräten (interne Mitteilung) entspricht dies Mehrkosten von rund 300 Millionen DM. Das Kostengefälle gilt auch für Kanülen, z.B. für NOVOPEN: in den USA 0,18 DM/Stück, bei uns 0,41 DM.3

Auch bei unseren unmittelbaren europäischen Nachbarn liegen die Preise auf halbem Niveau. Statt 1,56 DM kostet in England ein HÄMO-GLUKOTEST- Streifen (BM-Test GLYCEMIE 20-800) nur rund 0,70 DM, in Frankreich ca. 1,12 DM und in Belgien 1,06 DM.2

Reimporte bringen eine gewisse Kostenentlastung. Eurim Pharm (Piding), Sartorius (Mainz) und andere Reimporteure bieten Verbrauchsmaterialien zur Diabetestherapie relativ günstig an (z.B. 50 HÄMO-GLUKOTEST 20-800 für 56,- bis 62,- DM).

In der größten bundesdeutschen Diabetes-Ambulanz mit ca. 1000 Insulin-Patienten konnten durch Verschreibung reimportierter Teststreifen innerhalb eines Jahres die Kosten von 500.000 DM auf rund 300.000 DM gesenkt werden. Bei den etwa 200.000 Insulin-abhängigen Diabetikern in der Bundesrepublik Deutschland entspräche dies einer Ersparnis von 40 Mio DM pro Jahr.3 Eine Marktlücke bleibt: Für reimportiertes Insulin gibt es bislang keinen Anbieter.

Was geschulte Diabetiker der Versichertengemeinschaft an Kosten für stationäre Behandlungsmaßnahmen ersparen,4 wird für überhöhte Preise von Insulin und Verbrauchsmaterial zusätzlich aufgewendet.

© 1990 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.

vorheriger Artikela-t 1990; Nr.3: 29-30nächster Artikel