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Kurz und bündig

Trittbrettfahrer im Kampf gegen Ebola

Ist ein Krankheitsausbruch zu befürchten oder bereits Realität, eine medizinische Prophylaxe oder Therapie aber noch nicht etabliert, schlägt die Stunde der Anbieter zweifelhafter Produkte, der Trittbrettfahrer. Das war beispielsweise zur Zeit der Schweinegrippe1 so und trifft aktuell auch für Ebolainfektionen zu. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat bereits drei Firmen abgemahnt,2-4 die Nanosilber (kolloidales Silber; vgl. a-t 2002; 33: 106) oder ätherische Öle als wirksame Mittel zur Behandlung bzw. Vorbeugung von Ebolainfektionen propagiert haben. Auch auf deutschsprachigen Internetseiten, in Blogs und Diskussionsforen wird behauptet, dass Nanosilber nahezu alle pathogenen Organismen abtöte.5 Weil Nanosilber eine "offensichtliche Bedrohung für Pharma-Interessen" sei, werde es nicht gegen Ebola eingesetzt. Das habe zur Folge, dass "in Westafrika Tausende Menschen unnötigerweise sterben"6 müssten. Auch eine von Silberbefürwortern als "internationale Nichtregierungsorganisation" (NGO) bezeichnete Gesellschaft betone, dass die Krankheit in Afrika mit Nanosilber besiegt werden könne.6 Bei der angeblichen NGO mit der offiziell klingenden Bezeichnung Natural Solutions Foundation handelt es sich jedoch in Wirklichkeit um einen der Anbieter von Nanosilberprodukten, die von der FDA wegen unhaltbarer Wirkversprechungen abgemahnt worden sind. Neuerdings soll die Ausbreitung von Ebola sogar per App (Ebola Radar, derzeit nur im Google Play Store) gestoppt werden können. Eine Medienagentur verspricht Schutz und Sicherheit durch "Vorbeugung digitaler Art".7 In einer Datenbank sollen "alle aktuellen Fälle des Ebola-Ausbruchs"8 und anderer gefährlicher "Vieren"8 [sic] mit der Geo-Koordination des App-Anwenders - also mit ständig erfassten und gespeicherten Aufenthaltskoordinaten des Nutzers - abgeglichen und die aktuelle Gefährdungsstufe für den Standort angezeigt werden. Im Fall einer Erkrankung sollen so auch eventuelle Kontaktpersonen schneller identifiziert werden können. Diese müssen dafür allerdings ebenfalls die App aktiviert haben. Eine per Handy geortete räumliche Nähe erlaubt unseres Erachtens keine Einschätzung der tatsächlichen Infektionsgefährdung. Eine solche App könnte zur Ebolahysterie beitragen und bietet keinen realistischen Schutz vor Infektionen (s. auch a-t 2014; 45: 55), -Red.

1 z.B. multiMEDvision: CYSTUS052: Wirksame pflanzliche Alternative bei Schweinegrippe. Pressemitteilung vom 28. Apr. 2009
2 FDA: Warning Letter vom 23. Sept. 2014 an Natural Solutions Foundation
http://www.a-turl.de/?k=uppe
3 FDA: Warning Letter vom 22. Sept. 2014 an Young Living
http://www.a-turl.de/?k=eche
4 FDA: Warning Letter vom 22. Sept. 2014 an dðTERRA International
http://www.a-turl.de/?k=emsi
5 z.B.: MENZEL, H.: Kolloidales Silber - Ein natürliches Antibiotikum
http://www.a-turl.de/?k=emag; Zugriff 14. Nov. 2014
6 HUFF, E.A.: Regierungen konfiszieren mehrere Sendungen von kolloidalem Silber nach Afrika… scott.net, 3. Okt. 2014;
http://www.a-turl.de/?k=isbi
7 bluebox Medienagentur: Ebola App warnt, schützt und gibt Sicherheit, Pressemitteilung vom 26. Okt. 2014
8 http://www.ebola-app.de/ –> Info; Zugriff 14. Nov. 2014

© 2014 arznei-telegramm, publiziert am 14. November 2014

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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