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Korrespondenz

M. PARKINSON: WENIGER ÖDEME UNTER DOPAMINAGONIST PIRIBEDIL (CLARIUM)?

Piribedil (CLARIUM) wird zunehmend häufiger in den Kliniken verordnet unter anderem mit der Begründung, dass Beinödeme seltener auftreten würden. Gibt es dazu Erkenntnisse aus Studien?

Dr. med. R. SIEPEN (Facharzt für Neurologie)
D-40764 Langenfeld
Interessenkonflikt: keiner

In den beiden veröffentlichten Zulassungsstudien treten unter dem nichtergolinen Dopaminagonisten Piribedil (CLARIUM; a-t 2007; 38: 112-3) bei etwa 5% der PARKINSON-Patienten Beinödeme auf. Die Inzidenz liegt damit höher als unter Plazebo (5% versus 3,4%) und entspricht in etwa der von Bromocriptin (PRAVIDEL, Generika; 4,8% vs. 4,7%).1,2 Weitere direkte Vergleiche, die eine niedrigere Ödeminzidenz unter Piribedil gegenüber anderen Dopaminagonisten belegen könnten, finden wir nicht.

Ödembildung unter Dopaminagonisten gilt als Klasseneffekt, dessen Häufigkeit möglicherweise von der Behandlungsdauer abhängt.3 Hinweise darauf gibt eine Studie mit Pramipexol (SIFROL, Generika), in der die Inzidenz peripherer Ödeme während der vierjährigen Einnahme kontinuierlich auf bis zu 22,5% ansteigt.4 Für das insgesamt schlechter untersuchte Piribedil finden wir keine vollständig veröffentlichten Daten aus randomisierten Studien mit einer Behandlungsdauer von mehr als einem Jahr.

Anbieter Desitin wirbt in der Produktmonografie5 mit einer geringeren Häufigkeit von Beinödemen unter Piribedil und beruft sich dafür zum einen auf indirekte Vergleiche zwischen Studien mit Piribedil und Studien mit anderen Dopaminagonisten, deren Aussagekraft nicht zuletzt wegen der unterschiedlich langen Beobachtungszeiträume fraglich ist. Zum anderen führt die Firma zwei gemeinsam publizierte zwölfwöchige unkontrollierte Beobachtungsstudien an, in denen nach Umstellung der Therapie von anderen Dopaminagonisten auf Piribedil eine Ödemrückbildung beschrieben wird.5,6 Da eine Kontrollgruppe fehlt und die Therapieumstellung neben der Einstellung auf Piribedil weitere Veränderungen beinhalten konnte, wie Kombination mit L-Dopa oder anderen PARKINSON-Medikamenten, die sich aber anhand der Publikation nicht nachvollziehen lassen, bleibt unklar, worauf der beobachtete Rückgang beruht. Ein Vorteil des Mittels gegenüber anderen Dopaminagonisten lässt sich aus diesen Studien nicht ableiten.

∎  Wir finden keine aussagekräftigen Belege dafür, dass die Ödeminzidenz unter dem nichtergolinen Piribedil (CLARIUM) geringer ist als unter anderen Dopaminagonisten.

  (R =randomisierte Studie)
R  1 RASCOL, O. et al.: Mov. Disord. 2006; 21: 2110-5
R  2 CASTRO-CALDAS, A. et al.: Mov. Disord. 2006; 21: 500-9
3 ANTONINI, A. et al.: Lancet Neurol. 2009; 8: 929-37
R  4 Parkinson Study Group: Arch. Neurol. 2004; 61: 1044-1053
5 Desitin: Produktmonographie CLARIUM, Stand Juni 2011
6 JOST, W. et al.: Nervenheilkunde 2010; 29: 571-7

© 2014 arznei-telegramm, publiziert am 14. Februar 2014

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