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Zungenulkus unter Alendronat (FOSAMAX, Generika)

Eine 73-jährige Frau erwacht am Tag nach Einnahme der zweiten Wochendosis des Bisphosphonats Alendronat (FOSAMAX, Generika), die sie wie vorgeschrieben mit Wasser und ohne Verweilzeit im Mund hinuntergeschluckt hat, mit einer deutlichen Schwellung im Bereich der linken unteren Gesichtshälfte sowie starken Schmerzen und Parästhesien im Bereich der Zunge. Bei der Untersuchung im Krankenhaus findet sich eine 3 x 1,5 cm große livide Verfärbung der Zunge. Eine Probeexzision lässt histologisch aphthoide Schleimhautulzerationen ohne Malignitätszeichen erkennen. Alendronat wird abgesetzt. Nach etwa acht Wochen ist die Gesichtsschwellung abgeklungen. Noch drei Monate nach Beginn der Beschwerden wird die Patientin jedoch wegen quälender Parästhesien mit Lokalanästhetika behandelt (NETZWERK-Bericht 16.215). Oropharyngeale Ulzerationen sind als seltene Störwirkung von Alendronat beschrieben (MSD: Fachinformation FOSAMAX, Stand Okt. 2012). Überwiegend dürften sie auf Fehlanwendung zurückzuführen sein, z.B. durch Lutschen oder nicht sofortiges Herunterschlucken. Nach einer aktuellen Übersicht publizierter Fallberichte sind nur bei einem von insgesamt 13 Patienten Geschwüre im Mund nach korrekter Einnahme dokumentiert. Meist wurden die Betroffenen zunächst erfolglos behandelt, bevor Alendronat abgesetzt oder nach Anleitung korrekt eingenommen wurde. Bei oralen Ulzera sollte deshalb frühzeitig auch an eine unerwünschte Arzneimittelwirkung gedacht werden (KHARAZMI, M. et al.: J. Oral. Maxillofac. Surg. 2012; 70: 830-6). Das BfArM überblickt 354 Verdachtsberichte über Stomatitis oder Ulzerationen im Mund unter Alendronat aus dem In- und Ausland, wobei in 300 Meldungen gleichzeitig Osteonekrosen des Kiefers beschrieben werden (BfArM: Schreiben vom 3. und 5. Dez. 2012).

© 2013 arznei-telegramm, publiziert am 18. Januar 2013

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