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KAWASAKI-Syndrom durch Rotavirus-Impfung (ROTARIX, ROTATEQ)?

Ein drei Monate alter Säugling fiebert einen Monat nach Rotavirus-Impfung mit ROTARIX mit Temperaturen bis 39 Grad Celsius. Wegen Verschlechterung des Allgemeinzustandes wird er stationär aufgenommen. Trotz antibiotischer Therapie hält das Fieber an. Es entwickeln sich Ausschläge insbesondere an Hand, Rücken, Fußsohle und hartem Gaumen sowie Rachenrötung, Lacklippen, submandibuläre und inguinale Lymphknotenschwellung und eine nichteitrige Konjunktivitis. Sonographisch findet sich ein Gallenblasenhydrops, echokardiographisch eine minimale Mitrallappeninsuffizienz sowie eine leichte Erweiterung am Abgang der rechten Koronararterie. Es wird die Diagnose KAWASAKI-Syndrom gestellt (NETZWERK-Bericht 16.185). In unserem NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION dokumentieren wir auch zu ROTATEQ einen Verdachtsbericht (15.089). Koronare Aneurysmen sind eine gefürchtete Komplikation der Erkrankung, deren Ätiologie ungeklärt ist. Sie tritt überwiegend bei Kindern zwischen sechs Monaten und fünf Jahren auf und wird mit Infekten in Verbindung gebracht (HARNDEN, A. et al.: BMJ 2009; 338: b1514 [6 Seiten]). In klinischen Studien wurde ein KAWASAKI-Syndrom sowohl unter ROTARIX als auch unter ROTATEQ numerisch häufiger beobachtet als unter Plazebo (a-t 2008; 39: 111-4). Eine Postmarketingstudie aus den USA mit 85.150 Kindern, die ROTATEQ, und 62.617 Kindern, die einen Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Impfstoff erhalten haben, kann mit je einer Diagnose eines KAWASAKI-Syndroms innerhalb von 30 Tagen nach Impfung in den beiden Gruppen (LOUGHLIN, J. et al.: Pediatr. Infect. Dis. J. 2012; 31: 292-6) ein Risiko weder bestätigen noch zuverlässig ausschließen. In einer weiteren Untersuchung soll sich ebenfalls keine erhöhte Gefährdung ergeben haben (Odds Ratio 0,28; 95% Konfidenzintervall 0,07-1,09, keine weiteren Angaben verfügbar; BELONGIA, E.A. et al.: Pediatr. Infect. Dis. J. 2010; 29: 1-5). Das Paul-Ehrlich-Institut überblickt 13 Verdachtsberichte über KAWASAKI-Syndrom nach Rotavirus-Impfung aus dem Inland. Der europäischen Arzneimittelbehörde EMA liegen 9 Verdachtsberichte zu KAWASAKI-Syndrom nach ROTARIX- und 80 nach ROTATEQ-Impfung vor (PEI: Schreiben vom 2. und 4. Okt. 2012). Die häufigeren Meldungen nach ROTATEQ sind möglicherweise auch darauf zurückzuführen, dass die potenzielle Störwirkung in Europa nur in der ROTATEQ-Fachinformation genannt wird (Sanofi Pasteur MSD: Fachinformation ROTATEQ, Stand Feb. 2012). Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung nach wie vor nicht.

© 2012 arznei-telegramm, publiziert am 12. Oktober 2012

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