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Vitamin E erhöht Prostatakrebsrisiko

Im Oktober 2008 wurde die große randomisierte SELECT*-Studie vorzeitig beendet, nachdem eine Zwischenanalyse ergeben hatte, dass sich weder mit Vitamin E (400 mg täglich, entsprechend 400 I.E.) noch mit Selen (200 µg täglich) noch mit kombinierter Einnahme der beiden Antioxidanzien über im Mittel 5,5 Jahre Prostatakarzinomen vorbeugen lässt. Unter Vitamin E waren Karzinome der Vorsteherdrüse in der Tendenz sogar häufiger (vgl. a-t 2008; 39: 123-4). Die Verblindung wurde aufgehoben, die Teilnehmer, 35.500 gesunde Männer ab 55 Jahren (Schwarze ab 50 Jahren) aus den USA, Kanada und Puerto Rico, wurden jedoch weiter nachbeobachtet und die Daten zum ursprünglich geplanten Studienende erneut analysiert. Das Ergebnis: Nach medianem Follow-up von insgesamt sieben Jahren ist das Risiko, dass ein Prostatakarzinom diagnostiziert wird, in der Vitamin-E-Gruppe signifikant um 17% erhöht (Hazard Ratio [HR] 1,17; 99% Vertrauensbereich [CI] 1,004-1,36, p = 0,008). Pro 1.000 Männer erkranken innerhalb von sieben Jahren unter Vitamin E 76 Männer gegenüber 65 unter Plazebo. Unterschiede in der Häufigkeit der Diagnose werden erstmals drei Jahre nach Einnahmebeginn sichtbar und nehmen dann – auch nach Absetzen des Vitamins – kontinuierlich zu. Für Selen allein oder in Kombination mit Vitamin E ergibt sich keine Risikoerhöhung, aber auch kein Vorteil. PSA-Spiegel-Bestimmungen, rektale Untersuchungen und Biopsien wurden in allen Gruppen gleich häufig durchgeführt. Auch für die sekundär geprüften Endpunkte – kolorektales Karzinom, Lungenkarzinom, Krebserkrankungen insgesamt, Diabetes, kardiovaskuläre Ereignisse und Gesamtsterblichkeit – lässt sich ein Nutzen der Antioxidanzien nicht belegen. Ein in der Zwischenanalyse von 2008 ebenfalls beobachteter Trend eines erhöhten Diabetesrisikos unter Selen ist in der aktuellen Auswertung nicht mehr nachweisbar (HR 1,04; 99% CI 0,93-1,17). Knapp die Hälfte der Teilnehmer hat sich zu einer weiteren Nachbeobachtung bereit erklärt, die für bis zu fünf Jahre geplant ist (KLEIN, E.A. et al.: JAMA 2011; 306: 1549-56; National Cancer Institute: Questions and Answers; Stand 11. Okt. 2011; http://www.cancer.gov/newscenter/qa/2008/selectqa/). Es bleibt dabei: Beim derzeitigen Kenntnisstand ist von der Einnahme von Antioxidanzien zur Vorbeugung von kardiovaskulären Erkrankungen oder Krebs dringend abzuraten, –Red.

* SELECT = Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial

© 2011 arznei-telegramm, publiziert am 4. November 2011

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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