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Kurz und bündig

Schweinegrippeimpfstoffe für eine viertel Milliarde Euro in den Müll

29 Mio. Dosierungen des Schweinegrippeimpfstoffes PANDEMRIX verfallen jetzt. Bei einem Dosispreis von 6 € für das schlecht verträgliche Wirkverstärkergemisch und 1 € für das Antigen plus Mehrwertsteuer (a-t 2009; 40: 85-7) müssen somit Vakzinen im Kaufpreis von einer viertel Milliarde Euro entsorgt werden. Dabei hat der Hersteller GlaxoSmithKline kulanterweise auf Lieferung und Abrechnung von 16 Mio. der ursprünglich bestellten 50 Mio. Impfdosen verzichtet. Nur rund 5 bis 6 Mio. Menschen haben sich impfen lassen. Das damalige Kommunikationsdesaster (a-t 2009; 40: 93-5) ist inzwischen zumindest ansatzweise aufgearbeitet worden (ZYLKA-MENHORN, V.: Dt. Ärztebl. 2010; 107: A850-5), ebenso die Gründe für die Fehleinschätzungen bei der Bestellung der Impfstoffe - Ausrufen der Pandemie durch die WHO, die von Experten mit Interessenkonflikten beraten wurde (a-t 2010; 41: 59-60), Zeitdruck durch Anbieter bei der Festlegung der Liefermengen, angebliche Notwendigkeit einer zweifachen Impfung, mangelnde öffentliche Kontrolle (unflexible Geheimverträge, die vom a-t öffentlich gemacht wurden [a-t 2009; 40: 110]) und nicht zuletzt der sich frühzeitig abzeichnende relativ milde Verlauf der Schweinegrippe. Gleichzeitig mit den anstehenden Entsorgungsaktionen empfiehlt die europäische Arzneimittelbehörde EMA jetzt, PANDEMRIX wegen eines 6- bis 13-fach erhöhten Narkolepsierisikos bei Kindern und Jugendlichen (a-t 2011; 42: 24) bei unter 20-Jährigen nicht mehr anzuwenden, es sei denn, dass trivalente Impfstoffe, die inzwischen alle auch Antigen gegen Schweinegrippe enthalten (siehe unten), nicht verfügbar sind (EMA: Pressemitteilung vom 27. Juli 2011). Ein solches Szenario erscheint extrem unwahrscheinlich, -Red.

© 2011 arznei-telegramm, publiziert am 19. August 2011

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