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Kurz und bündig

FOLFIRINOX bei Pankreaskarzinom

Die Prognose bei fortgeschrittenem Adenokarzinom des Pankreas ist schlecht. Gemcitabin (GEMZAR, Generika), das seit Jahren in Studien als Vergleichstherapie dient, steigert in einer randomisierten Studie gegenüber Fluorouracil (5-FU HEXAL u.a.) das Überleben nur geringfügig (im Median 5,6 Monate versus 4,4 Monate). Eine wesentliche Verbesserung des Überlebens, zum Beispiel durch Kombination mit neuen Wirkstoffen wie Erlotinib (TARCEVA), blieb bislang aus (vgl. a-t 2008; 39: 22). Eine aktuell publizierte randomisierte Phase-II/III-Studie prüft diese nun für eine Kombination "klassischer" Chemotherapeutika. 342 Patienten mit nicht chemotherapeutisch vorbehandeltem metastasierten Adenokarzinom des Pankreas und gutem Allgemeinzustand erhalten entweder das FOLFIRINOX*-Regime mit Folinsäure (LEUCOVORIN, Generika), Fluorouracil, Irinotecan (CAMPTO, Generika) und Oxaliplatin (ELOXATIN, Generika) oder eine Monotherapie mit Gemcitabin.** Laut Prüfplan soll die Therapie bei Verträglichkeit bis zur bildgebend oder klinisch festgestellten Tumorprogression fortgesetzt werden, maximal jedoch sechs Monate. Ausgeschlossen werden Patienten ohne adäquate Funktion von Knochenmark, Leber oder Nieren sowie solche mit chronischem Durchfall, aktiver Infektion, relevanter Herzerkrankung oder Alter über 75 Jahre. Nach medianer Nachbeobachtung von 27 Monaten und nachdem 273 Patienten verstorben sind, überleben die Patienten unter FOLFIRINOX im Median 11,1 Monate gegenüber 6,8 Monate unter Gemcitabin (Hazard Ratio 0,57; 95% Konfidenzintervall 0,45-0,73). Lebensqualitätsdaten unterscheiden sich zwischen den Gruppen nicht, bis auf schlechtere Werte bezüglich Durchfalls in der FOLFIRINOX-Gruppe. Allerdings soll sich die Lebensqualität unter der Kombination später verschlechtern als unter Gemcitabin. Schwere unerwünschte Wirkungen sind jedoch häufiger: febrile Neutropenie mit 5,4% vs. 1,2%, schwerer Durchfall mit 12,7% vs. 1,8%, schwere sensorische Neuropathie mit 9% vs. 0%. Je ein Patient stirbt therapiebedingt. Für die Übertragbarkeit der Ergebnisse ist zu beachten, dass Patienten mit Pankreaskopftumoren (38%) in der Studie unterrepräsentiert sind. Der Anteil an Patienten mit biliären Stents (14%) ist gering (CONROY, T. et al.: N. Engl. J. Med. 2011; 364: 1817-25). Die höhere Rate an schwerer Neutropenie (46% vs. 21%) könnte bei diesen Patienten das Risiko einer Cholangitis erhöhen (KIM, R.: Lancet Oncol. 2011; 12: 8-9), auch wenn Cholangitis in der Studie nicht beobachtet wurde. Nur für Patienten, die den Auswahlkriterien der Studie entsprechen, stellt FOLFIRINOX somit eine brauchbare Option dar. Gegenüber Gemcitabin werden die Therapiekosten von 650 € auf 1.850 € fast verdreifacht - für zwei Wochen Therapie bei einer Körperoberfläche von 1,73 m2 und Wahl günstiger Generika, Kosten für Granulozyten-Kolonie-stimulierende Faktoren, die 5% bzw. 43% der Patienten erhalten, nicht eingerechnet, -Red.

* FOLFIRINOX: Kombinations-Chemotherapie alle zwei Wochen mit 400 mg/m2 Körperoberfläche (KOF) Folinsäure, 2.800 mg/m2 KOF Fluorouracil, 180 mg/m2 KOF Irinotecan und 85 mg/m2 KOF Oxaliplatin
** 1.000 mg/m2 Körperoberfläche Gemcitabin wöchentlich für sieben von acht Wochen, dann wöchentlich für drei von vier Wochen

© 2011 arznei-telegramm, publiziert am 8. Juli 2011

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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