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Kurz und bündig

Celecoxib (CELEBREX) besser als Diclofenac (VOLTAREN, Generika) plus Omeprazol (ANTRA, Generika)?

Zur längerfristigen Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) bei Arthrose oder rheumatoider Arthritis gilt Naproxen (PROXEN, Generika) seit einigen Jahren als Mittel der Wahl, da sein kardiovaskuläres Störpotenzial geringer ist als das von anderen klassischen NSAR oder Coxiben (a-t 2007; 38: 1-3). Nicht abschließend geklärt sind die Fragen, wie häufig bei Patienten mit gastrointestinalem Risiko Blutungskomplikationen unter Coxiben im Vergleich mit NSAR plus Protonenpumpenhemmern (PPI) vorkommen und ob Coxibe plus PPI hier einen Zusatznutzen bieten. Jetzt werden die Ergebnisse der zwischen 2005 und 2009 durchgeführten CONDOR*-Studie publiziert, die bei 4.484 Patienten mit Arthrose oder rheumatoider Arthritis und erhöhtem Risiko für gastrointestinale Komplikationen doppelblind zweimal täglich 200 mg Celecoxib (CELEBREX) mit zweimal täglich 75 mg retardiertem Diclofenac (VOLTAREN, Generika) plus einmal täglich 20 mg Omeprazol (ANTRA, Generika) vergleicht. Die Patienten müssen mindestens 60 Jahre alt sein oder gastroduodenale Ulzerationen oder gastrointestinale Blutungen in der Vorgeschichte aufweisen. Vaskuläre Erkrankungen, Herzinsuffizienz und Einnahme von Aggregationshemmern oder Antikoagulanzien zählen zu den Ausschlussgründen. Bei den Patienten wird regelmäßig nach so genannten relevanten gastrointestinalen Ereignissen gefahndet, definiert als Magen-Darm-Blutungen (auch unklarer Lokalisation), Perforationen, Magenausgangsstenosen und relevanten Anämien (Hämoglobin- oder Hämotokritabfall um 2 g/dl bzw. 10% oder mehr) mit nachweislich oder vermutlich gastrointestinaler Ursache. Bei Verdacht auf solche Ereignisse, die abschließend von einem verblindeten Komitee bewertet werden, sind Stuhluntersuchungen auf okkultes Blut, Gastroskopien und ggf. Koloskopien vorgesehen. Innerhalb von sechs Monaten werden unter Celecoxib 20 und unter Diclofenac plus Omeprazol 81 so genannte gastrointestinale Ereignisse beobachtet (0,9% versus 3,8%; Hazard Ratio [HR] 4,3; 95% Vertrauensbereich [CI] 2,6-7,0). Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Anämien (15 vs. 77), unter denen solche dominieren (10 vs. 55), für die sich trotz Gastro- und Koloskopie keine Quelle findet und deren gastrointestinale Ursache nur vermutet wird. Tatsächlich nachgewiesen werden nur fünf bzw. vier Magen-Darm-Blutungen. Die Zahl der Todesfälle (je zwei) und der schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen (je 3%) unterscheidet sich in den Behandlungsgruppen nicht; kardiovaskuläre Komplikationen sind unter Celecoxib numerisch häufiger (14 vs. 6; CHAN, F.K.L. et al.: Lancet 2010; 376: 173-9). Die klinische Bedeutung des von den Studienautoren neu kreierten Endpunktes ist auch nach Einschätzung des begleitenden Editorials weitgehend unklar (RAHME, E., BERNATSKY, S.: Lancet 2010; 376: 146-8). Nachgewiesen wird lediglich eine eher geringe Abnahme der Hämoglobin- und Hämatokritwerte, die auch andere Ursachen als eine Blutung haben kann. Zu kurze Studiendauer, Ausschluss von vaskulären Risikopatienten und ASS als Begleitmedikation sowie der Vergleich mit Diclofenac, das für die längerfristige Behandlung wenig geeignet ist, schränken die Aussagekraft zusätzlich ein. Praxisrelevante Konsequenzen ergeben sich aus der neuen Studie zu Celecoxib nicht, –Red.

* CONDOR = Celecoxib versus Omeprazol and Diclofenac for at-risk Osteoarthritis and Rheumatoid Arthritis Patients Clinical Trial

© 2010 arznei-telegramm, publiziert am 20. August 2010

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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