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Kurz und bündig

Nochmals - keine B-Vitamine zur kardiovaskulären Prophylaxe

B-Vitamine (Vitamin B12, Folsäure [B9] und Vitamin B6, z.B. MEDYN FORTE) senken erhöhte Homozysteinspiegel, die mit einer Zunahme des kardiovaskulären Risikos assoziiert sind. Nach den Ergebnissen der bisherigen Langzeitstudien wird das Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko durch präventive Einnahme der Vitamine jedoch nicht gemindert. In einer gepoolten Nachauswertung von zwei Studien aus Norwegen ergibt sich hingegen für Folsäure plus Vitamin B12, nicht jedoch für Vitamin B6, ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen, Krebssterblichkeit und Sterblichkeit insgesamt, während die Krebsinzidenz in zwei Studien aus den USA nicht gesteigert wird. Anreicherung von Getreide mit Folsäure in den USA, nicht aber in Norwegen, wird als Ursache für die unterschiedlichen Ergebnisse diskutiert (a-t 2009; 40: 109-10). Nun erscheint mit der SEARCH*-Studie aus Großbritannien die bislang größte randomisierte Doppelblindstudie zum Einfluss einer Homozysteinspiegel-senkenden Therapie auf kardiovaskuläre Ereignisse. In Großbritannien wird dem Getreide keine Folsäure zugesetzt. Im faktoriellen Design (a-t 2008; 39: 119) nehmen 12.064 Patienten mit mindestens drei Monate zurückliegendem Herzinfarkt täglich 2 mg Folsäure plus 1 mg Vitamin B12 oder Plazebo ein sowie 20 mg oder 80 mg Simvastatin (ZOCOR, Generika).** Die Vitamine verringern im Vergleich zu Plazebo die Homozysteinspiegel. Nach mittlerer Nachbeobachtung von 6,7 Jahren haben sie jedoch weder einen signifikanten Einfluss auf den kombinierten primären Endpunkt (Herzinfarkt, Tod aufgrund koronarer Herzerkrankung, Schlaganfall oder Revaskularisierung; 25,5% versus 24,8%, relatives Risiko 1,04; 95% Konfidenzintervall 0,97-1,12) noch auf dessen Einzelkomponenten. Weder die Randomisierung zu 20 mg oder 80 mg Simvastatin noch die Höhe der Ausgangswerte von Homozystein wirken sich auf das Ergebnis aus. Prospektiv erfasste neu aufgetretene Krebserkrankungen (außer nichtmelanotischem Hautkrebs), Krebssterblichkeit sowie Sterblichkeit insgesamt werden ebenfalls nicht beeinflusst. Welche Auswirkungen die Vitamine auf bestimmte Tumorerkrankungen haben, soll eine Metaanalyse genauer untersuchen (SEARCH Collaborative Group: JAMA 2010; 303: 2486-94). Wir raten unverändert von der Einnahme von B-Vitaminen zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse ab, -Red.

*   SEARCH = Study of the Effectiveness of Additional Reductions in Cholesterol and Homocysteine
** Ergebnisse zur intensivierten lipidsenkenden Therapie sind bisher nicht vollständig publiziert, laut Pressemitteilung der Universität Oxford vom 9. Nov. 2008 bleibt ein signifikanter Effekt aus.

© 2010 arznei-telegramm, publiziert am 16. Juli 2010

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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