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Synkope nach HPV-Impfung

Kurz nach der Impfung gegen humane Papillomviren (HPV; GARDASIL, CERVARIX) kollabiert eine sportlich aktive 15-Jährige und zieht sich dabei eine Prellmarke am Hinterkopf zu. In Schocklage erholt sie sich wieder und kann nach 15 Minuten die Praxis verlassen (NETZWERK-Bericht 14.833). Synkopen nach Impfungen sind ein bekanntes Phänomen und betreffen vor allem Jugendliche und junge Erwachsene. Ursache ist eine harmlose vasovagale Reaktion, die aber sturzbedingte Verletzungen nach sich ziehen kann. In den USA haben postvakzinale Ohnmachtsanfälle deutlich zugenommen: Zwischen Januar 2005 und Juli 2007 dokumentieren US-amerikanische Behörden 463 entsprechende Berichte über Erwachsene und Kinder ab fünf Jahren gegenüber 203 im Zeitraum Januar 2002 bis Dezember 2004. Die Zahl der Meldungen steigt besonders deutlich, nachdem das für Impfungen zuständige Beratergremium (Advisory Committee on Immunization Practices [ACIP]) im Sommer 2006 die HPV-Impfung für 11- bis 18-jährige Mädchen und junge Frauen empfohlen hat. Diese Personengruppe ist auch am häufigsten betroffen (MMWR 2008; 57: 457-60/ati d). Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch hierzulande feststellen: Das Paul-Ehrlich-Institut dokumentiert 2007 31 Berichte über postvakzinale Synkope (2006: 20 Meldungen). 15-mal wird die Impfung mit dem seit Ende 2006 erhältlichen HPV-Impfstoff GARDASIL verdächtigt. Entfiel 2006 noch jede vierte gemeldete Synkope auf die Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen (5 von 20 Berichten, davon 3 bei jungen Frauen), für die die HPV-Impfung primär empfohlen wird, war es 2007 fast jede zweite (14 von 31, alle weiblich; Datenbank des Paul-Ehrlich-Institut; Stand 31. Jan. 2008; zu finden unter http://www.pei.de –> Ärzte und Apotheker). In den USA wird seit Längerem empfohlen, alle geimpften Personen 15 Minuten zu überwachen (MMWR 2006; 55 [RR-15]: 19). Ein entsprechender Hinweis findet sich beispielsweise auch in der US-amerikanischen Produktinformation von GARDASIL (Stand Juli 2007), nicht aber in den deutschen Fachinformationen von HPV-Impfstoffen oder auf den Internetseiten der Ständigen Impfkommission (STIKO).

© 2008 arznei-telegramm, publiziert am 6. Juni 2008

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