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Glukosamin (DONA, Generika) erneut ohne Nutzen in herstellerunabhängiger Studie

Seit Jahren wird um die Wirksamkeit von Glukosamin (DONA, Generika) bei Arthrose gestritten (a-t 2000; 31: 33-4 und 2006; 37: 28-9). In einer 2007 publizierten Metaanalyse, in der nach den Gründen für die heterogenen Ergebnisse der Glukosaminstudien gesucht wird, fällt auf, dass in keiner der industrieunabhängigen plazebokontrollierten Studien ein Effekt nachgewiesen wird (VLAD, S.C. et al.: Arthritis Rheum. 2007; 56: 2267-77). In diesen Studien wird allerdings entweder Glukosaminhydrochlorid verwendet, oder es werden von Positivstudien abweichende Dosierungen geprüft. Den Verfechtern der Therapie gibt dies die Gelegenheit, einen Sonderstatus für das von der italienischen Firma Rottapharm hergestellte Glukosaminsulfat (DONA) in einer Dosierung von einmal täglich 1.500 mg zu beanspruchen. Die geringen Wirkspiegel, die nach Einnahme per os im Blut gemessen werden, lassen den ursprünglich behaupteten Wirkmechanismus der Stimulation der Proteoglykansynthese im Knorpel zwar unglaubhaft erscheinen, weil hierfür in vitro weit höhere Konzentrationen benötigt werden (a-t 2006; 37: 28-9). Neuerdings wird aber statt dessen ein Interleukin-1-Antagonismus als Wirkmechanismus angeführt, für den die Konzentrationen ausreichend sein sollen (REGINSTER, J.-Y.: Arthritis Rheum. 2007; 56: 2105-10/ati d). Jetzt legt eine niederländische Arbeitsgruppe eine weitere unabhängig von der Industrie durchgeführte zweijährige randomisierte Doppelblindstudie vor (GOAL*). Die in Hausarztpraxen rekrutierten 222 Teilnehmer leiden an ein- oder beidseitiger Hüftarthrose. Um Vergleichbarkeit mit den bisherigen Positivstudien herzustellen, wird Glukosaminsulfat - allerdings nicht das Rotta-Präparat! - in einer Dosis von einmal täglich 1.500 mg verwendet. Weder im Hinblick auf Schmerz oder Funktion, gemessen mit dem WOMAC**-Index, noch im Hinblick auf die radiologisch erfasste Gelenkspaltverengung findet sich im Verlauf der zwei Jahre ein signifikanter Unterschied zu Plazebo. Die Studie ist methodisch solide durchgeführt. Gegenüber bisherigen Arbeiten zeichnet sie eine relativ vollständige Nachbeobachtung mit Verlust von weniger als 7% der Patienten aus (ROZENDAAL, R.M. et al.: Ann. Intern. Med. 2008; 148: 268-77). Auf die jetzt anstehenden Rückzugsgefechte darf man gespannt sein, -Red.

* GOAL = Glucosamine in Osteoarthritis: Longterm Effectiveness
** WOMAC-Index siehe Erläuterung im *-Text auf Seite 57

© 2008 arznei-telegramm, publiziert am 9. Mai 2008

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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