Im Juni berichteten wir über eine Metaanalyse, nach der die Anti-Tumornekrosefaktor (TNF)-α-Antikörper Adalimumab (HUMIRA) und Infliximab (REMICADE) dosisabhängig das Risiko von Malignomen und schweren
Infektionen erhöhen, und fassten den Kenntnisstand zum nach wie vor bestehenden Verdacht auf Auslösung von Lymphomen zusammen (a-t 2006; 37: 59-60). Unmittelbar nach Redaktionsschluss warnen die Infliximab-Hersteller Essex Pharma
und Centocor in einem Rote-Hand-Brief vor hepatosplenalem T-Zell-Lymphom bei Patienten, die den monoklonalen Antikörper wegen Morbus CROHN
anwenden.1 Seit Zulassung von Infliximab 1998 sind in den USA sechs Jugendliche bzw. junge Erwachsene zwischen 13 und 31 Jahren an dem seltenen
peripheren T-Zell-Lymphom erkrankt, fünf sind daran gestorben. Neben einer jungen Frau sind ausschließlich männliche Patienten betroffen. Alle
haben neben Infliximab zumeist mehrere Jahre lang die Immunsuppressiva Azathioprin (IMUREK u.a.) und/oder 6-Mercaptopurin (PURI-NETHOL) eingenommen. Die
Anwendungsdauer des TNF-?-Blockers betrug, soweit bekannt, zwischen zwei Infusionen und vier Jahren.1,2
In der medizinischen Literatur existieren insgesamt nur etwa 150 Berichte über das extrem aggressiv verlaufende Lymphom, das häufig junge Männer
betreffen soll und meist innerhalb von zwei Jahren zum Tode führt. Einige der Patienten haben wegen einer Nierentransplantation zuvor mehrere Jahre lang
Immunsuppressiva eingenommen.2,3 Die Erkrankung ist auch bei Patienten mit Morbus CROHN nach mehrjähriger Therapie mit Azathioprin
beschrieben.4,5
Zeitgleich mit Bekanntwerden der Verdachtsberichte hat die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA die Indikation von Infliximab auf Kinder ab sechs
Jahren mit Morbus CROHN erweitert. Grundlage ist eine einjährige offene plazebokontrollierte Studie mit 103 Kindern.6 Hierzulande ist Infliximab
weiterhin erst ab 18 Jahren zugelassen.
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