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Östrogen-Monotherapie nach den Wechseljahren - zweiter WHI-Studienarm publiziert:Die Ergebnisse des im Februar vorzeitig gestoppten Östrogen-Monotherapie-Arms der WHI*-Studie liegen jetzt veröffentlicht vor. 10.739 durchschnittlich 64 Jahre alte Frauen ohne Gebärmutter haben daran teilgenommen. Täglich 0,625 mg konjugierte Östrogene (PRESOMEN u.a.) bleiben im Verlauf von durchschnittlich 6,8 Jahren ohne protektiven Einfluss auf symptomatische oder stumme Herzinfarkte oder Tod durch koronare Herzkrankheit (primärer kombinierter Endpunkt; relatives Risiko [RR] 0,91; 95% Vertrauensintervall [CI] 0,75-1,12). Im Unterschied zur Kombination mit Gestagen wird das Risiko jedoch nicht erhöht. Die Östrogene senken die Hüftfrakturrate (RR 0,61; 95% CI 0,41-0,91), steigern aber das Schlaganfallrisiko (RR 1,39; 95% CI 1,10-1,77). Bezogen auf 10.000 Frauen treten pro Jahr 6 Hüftbrüche weniger, jedoch 12 Schlaganfälle mehr auf als unter Plazebo. Das für gesunde Frauen inakzeptable Schlaganfallrisiko gibt den Ausschlag für den vorzeitigen Studienstopp. Der Befund stimmt mit dem unter Kombinationstherapie überein. Ein signifikant erhöhter systolischer Blutdruck unter Östrogenen könnte dazu beitragen. Auch das Risiko tiefer Beinvenenthrombosen nimmt zu. Im Gegensatz zum anderen WHI-Studienarm und zur Mehrzahl der Beobachtungsstudien mit Hormonen nach den Wechseljahren einschließlich der Million-Women-Study (a-t 1997; Nr. 11: 118, a-t 2003; 34: 80) wird im Monotherapie-Arm der WHI-Studie ein Trend zu weniger Brustkrebs unter Östrogenen beobachtet (RR 0,77; 95% CI 0,59 bis 1,01). Dieser isolierte Befund, der auch den Kenntnissen über Östrogenwirkungen im Zell- und Tierversuch widerspricht sowie der Tatsache, dass Antiöstrogene das Wachstum von Brustkrebs hemmen, ist am ehesten als zufällig zu erklären (The Women's Health Initiative Steering Committee: JAMA 2004; 291: 1701-12; HULLEY, S.B., GRADY, D.: JAMA 2004: 291: 1769-71). Angesichts des fehlenden kardialen Nutzens und des erhöhten Schlaganfallrisikos eignet sich auch die Monotherapie mit Östrogenen nicht zur Krankheitsprävention. Hormone sollten unseres Erachtens jedoch auch bei Beschwerden der Wechseljahre möglichst vermieden und wenn, dann so kurz wie möglich und in geringstmöglicher Dosierung verwendet werden. Bei Frauen ohne Gebärmutter sind dann reine Östrogene zu bevorzugen, -Red.

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