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Kurz und bündig

Senkt körperliches Training bei Herzinsuffizienz die Mortalität? Entgegen früherer Auffassung gilt gezieltes körperliches Training bei Herzinsuffizienz mittlerweile als sinnvoll. Die körperliche Leistungsfähigkeit lässt sich gemäß kontrollierter Studien bessern. Ob sich das Training auch auf die Sterblichkeit auswirkt, ist bisher nicht untersucht. In einer jetzt veröffentlichten Metaanalyse werden Daten zu diesem Thema zusammengetragen. Neun Studien, in denen Patienten mit stabiler Herzinsuffizienz randomisiert entweder an einem standardisierten Übungsprogramm teilnehmen oder lediglich die übliche Arzneimitteltherapie erhalten, präsentieren neben Ergebnissen zur körperlichen Leistungsfähigkeit auch Daten zu Morbidität und Mortalität. In die Metaanalyse gehen nicht die Resultate der jeweiligen Studien, sondern die Einzeldaten von 801 Patienten ein. Die Trainingsprogramme sehen zweimal wöchentlich bis täglich Fahrrad fahren, Wandern oder Schwimmen vor und werden drei bis zwölf Monate lang durchgeführt. Die mittlere Beobachtungsdauer beträgt knapp zwei Jahre (fünf Monate bis sechs Jahre). Nach der zusammenfassenden Auswertung senkt aktives Training die Gesamtmortalität um etwa ein Drittel (Hazard Ratio 0,65, 95% Vertrauensintervall [CI]: 0,46-0,92). Werden die Endpunkte Mortalität und Krankenhauseinweisung kombiniert, ergibt sich eine Risikoreduktion um 28% (Hazard Ratio 0,72, 95% CI: 0,56-0,93; ExTraMATCH* Collaborative: BMJ 2004; 328: 189-92). Mehr als einen ersten Hinweis auf einen mortalitätssenkenden Effekt des körperlichen Trainings bietet die Übersicht jedoch nicht. Ihre größte Schwäche ist, dass jegliche methodische Bewertung der eingeschlossenen Studien fehlt. So wäre wegen des notwendigerweise offenen Designs auf eine saubere Randomisierung zu achten. Diese wird jedoch in den meist sehr kleinen Arbeiten entweder nicht beschrieben oder mit inadäquaten Methoden durchgeführt. Sensitivitätstests zur Prüfung der "Robustheit" der Ergebnisse fehlen in der Metaanalyse. Unsicherheiten im Hinblick auf ihre Validität bleiben daher. Eine Übertragung der Resultate auf Frauen ist zudem kaum möglich - in den Studien wurden fast ausschließlich Männer untersucht. Da körperliches Training bei Herzinsuffizienz mittlerweile auch in evidenzbasierten Leitlinien empfohlen wird (http://www.acc.org/clinical/guidelines/failure/hf%5Findex.htm), erscheint es jedoch unwahrscheinlich, dass validere Studien mit dem Endpunkt Mortalität zu dieser Fragestellung noch durchführbar sind, -Red.

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ExTraMATCH = Exercise Training meta-analysis of trials in patients with chronic heart failure

© 2004 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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