TELITHROMYCIN (KETEK): EXAZERBATION VON MYASTHENIA
GRAVIS
Das seit Oktober 2001 erhältliche Makrolid-ähnliche Antibiotikum Telithromycin (KETEK) kann Symptome einer bestehenden Myasthenia gravis
verstärken. Hersteller Aventis hat in einem Rote-Hand-Brief vor der Komplikation gewarnt und die Fachinformation in einem Eilverfahren geändert.
Innerhalb weniger Stunden nach erstmaliger Einnahme des Ketolid-Antibiotikums wegen Atemwegsinfektion werden bei mehreren Patienten zunehmende
Muskelschwäche, Dyspnoe oder schwere akute Ateminsuffizienz beobachtet. Eine Person verstirbt. Telithromycin soll daher bei Myasthenia gravis nur bei
fehlenden therapeutischen Älternativen und dann nur unter sorgfältiger Überwachung verordnet werden. Bei Exazerbation der Beschwerden ist das
Antibiotikum sofort abzusetzen.1 Wir sehen für die Pseudoinnovation in der ambulanten Praxis ohnehin keine Indikation (a-t 2001; 32: 99-100).
Verschiedene Arzneimittel können eine bestehende oder latente Myasthenie verstärken. Bekannt ist dies beispielsweise von Betablockern, verschiedenen
Kalziumantagonisten und den Antibiotika Erythromycin (ERYTHROCIN u.a.) und Ciprofloxacin (CIPROBAY u.a.). Einzelberichte gibt es auch für andere
Gyrasehemmer und die neueren Makrolid-Antibiotika Azithromycin (ZITHROMAX) und Clarithromycin (KLACID). Da sich Telithromycin chemisch von den Makroliden
ableitet, liegt die Annahme eines Klasseneffektes nahe. Der Mechanismus ist unklar, -Red.
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