Als "Triptan für alle" bietet Berlin-Chemie jetzt Frovatriptan (ALLEGRO) gegen akute Migräne-Attacken an: "Wirkt lange und
verlässlich" hebt die Werbung hervor.1 Das Warenzeichen könnte zu Verwechslungen führen. In englischsprachigen Ländern ist
ALLEGRA der Handelsname des Antiallergikums Fexofenadin. Zudem gibt es hierzulande Pflasterbinden unter der Bezeichnung ALEGRO.
EIGENSCHAFTEN: Frovatriptan besitzt die im Vergleich zu anderen Triptanen längste Eliminationshalbwertszeit (26 Stunden versus 2
bis 6 Stunden bei den übrigen Triptanen).2
WIRKSAMKEIT: In drei (nur zum Teil veröffentlichten) kontrollierten Phase-III-Studien mit insgesamt knapp 3.000 Teilnehmern bessert sich
Migräne-Kopfschmerz zwei Stunden nach Einnahme von 2,5 mg Frovatriptan häufiger als nach Plazebo, jedoch signifikant seltener als unter 100 mg
Sumatriptan (IMIGRAN), das in einer der drei Studien als weitere Vergleichssubstanz dient (37% versus 47%).3
Als angeblichen Vorteil von Frovatriptan hebt der Hersteller die unter den Triptanen geringste "Recurrence-Rate" (innerhalb von 24 Stunden
wiederkehrender Kopfschmerz) hervor.4 Zwar liegen die in den drei Studien erhobenen Raten (10%, 24%, 25%)3 im unteren Bereich der Angaben für
andere Triptane (24% bis 40%)5. Im direkten Vergleich ergibt sich jedoch weder gegenüber Sumatriptan (Recurrence-Rate: 32%) noch gegenüber
Plazebo (24% bis 31%) ein signifikanter Unterschied.3 Betrachtet man die Patienten mit "fortgesetzter Therapieantwort" (Ansprechen nach zwei
Stunden, Ausbleiben des Rückfallkopfschmerzes und keine erneute Medikamenteneinnahme innerhalb von 24 Stunden), schneidet Frovatriptan
gegenüber Sumatriptan sogar deutlich schlechter ab (13% versus 19%).3
Nach unveröffentlichten Daten scheint es nutzlos zu sein, eine zweite Frovatriptandosis zwei Stunden nach einer erfolglosen ersten einzunehmen.3
STÖRWIRKUNGEN: Häufig sind typische Triptan-Störwirkungen wie Brustschmerzen, Herzklopfen, Erbrechen, Bauchschmerzen,
Benommenheit, Müdigkeit, Hitzegefühl und Gesichtsrötung. EKG-Veränderungen kommen gelegentlich vor (0,1% bis 1%). Nach
tierexperimentellen Befunden kumuliert Frovatriptan bei längerfristiger Verwendung im Auge. Toxische Effekte lassen sich nicht ausschließen.6
Insgesamt gibt es nach Einschätzung der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde keinen Hinweis, dass Frovatriptan ein besseres Sicherheitsprofil besitzt
als die anderen Triptane.3
KOSTEN: 2,5 mg Frovatriptan sind mit 6,76 € ein Viertel bzw. die Hälfte billiger als 50 mg bzw. 100 mg Sumatriptan (8,71 € bzw. 15,17
€).
Der Serotonin-Agonist Frovatriptan (ALLEGRO) wirkt gegen
Migränekopfschmerz schlechter als das besser erprobte Sumatriptan (IMIGRAN 100).
Mit den typischen Störwirkungen der Triptane ist zu rechnen.
Bevorzugtes Reservemittel bei sonst therapieresistenter Migräne bleibt
Sumatriptan.
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