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Neu auf dem Markt

PIMECROLIMUS (ELIDEL CREME) BEI ATOPISCHEM EKZEM

Seit Oktober 2002 ist in Deutschland mit Pimecrolimus (ELIDEL Creme) nach Tacrolimus (PROTOPIC Salbe; a-t 2002; 33: 50-1) ein zweiter Wirkstoff aus der Immunsuppressivareihe zur Behandlung der atopischen Dermatitis auf dem Markt. Pimecrolimus ist zur Kurzzeit- bzw. intermittierenden Langzeitbehandlung bei leichtem bis mittelschwerem Krankheitsbild angezeigt, Tacrolimus bei mittelschwerer bis schwerer Erkrankung. Nachdem Pimecrolimus in Dänemark als europäischem Erstzulassungsland zunächst auch für Säuglinge ab dem dritten Lebensmonat zugelassen war, wurde das Mindestalter europaweit auf zwei Jahre heraufgesetzt. Für das gegenseitige Zulassungsverfahren in der EU reichten die Daten für Säuglinge nicht aus.1

EIGENSCHAFTEN: Pimecrolimus ist ein Makrolaktamderivat von Ascomyzin. Der Wirkmechanismus bei atopischer Dermatitis ist unbekannt.2,3 Nach veröffentlichten Daten wurde als höchster Blutspiegel 2,6 ng/ml gemessen. Im Tierversuch sollen sich bei Plasmawerten bis 313 ng/ml keine immunsuppressiven Wirkungen nachweisen lassen.4

KLINISCHE WIRKSAMKEIT: In einer randomisierten, doppelblinden Dosisfindungsstudie wirkt Pimecrolimus bei 260 Erwachsenen mit mäßiggradiger Erkrankung besser als Vehikel-Creme, jedoch schlechter als 0,1% Betamethasonvalerat (BETNESOL V u.a.). Nach dreiwöchiger Therapie verringert sich die Ausdehnung der Hauterscheinungen abhängig vom Schweregrad unter dem Kortikoid um 64% bis 87%, unter 1%iger Pimecrolimus-Creme um 38% bis 50% und unter wirkstofffreier Creme um 3% bis 7%. Auch Juckreiz hat entsprechend abgenommen: um 69% vs. 40% vs. 14%.5

Studien, in denen Pimecrolimus bei Erwachsenen über einen Zweitraum von sechs bzw. zwölf Monaten untersucht wird, sind bisher nicht vollständig veröffentlicht. Wir finden keine Untersuchungen, in denen der Nutzen bei leichter bis mittelschwerer Erkrankung mit einem schwach wirksamen nicht halogenierten Glukokortikoid verglichen wird.

In einem nur als Abstract veröffentlichten 24-wöchigen Vergleich soll Pimecrolimus Juckreiz und Hauterscheinungen bei 192 Patienten mit mäßiggradiger bis schwerer atopischer Dermatitis besser reduzieren als Vehikelcreme.6 Nach Ergebnissen einer Studie mit 658 Erwachsenen scheint es bei mittelschwerer bis schwerer Erkrankung schlechter zu wirken als Triamcinolonacetonid (VOLON A u.a.; p < 0,001). Insbesondere in den ersten vier Monaten brechen Teilnehmer unter Pimecrolimus die Behandlung häufiger ab als in der Kontrollgruppe (59% versus 24%), vorwiegend wegen unzureichender Wirksamkeit bei schwerer Symptomatik.7

In zwei gemeinsam ausgewerteten Studien erhalten 403 Kinder und Jugendliche von 1 bis 17 Jahren sechs Wochen lang Pimecrolimus- oder Vehikel-Creme. Zum Studienende beträgt der Anteil der Patienten ohne oder mit allenfalls geringen Krankheitszeichen 35% im Vergleich zu 18% unter Plazebo (p < 0,05, primärer Endpunkt). Juckreiz klingt bei 44% bzw. 26% innerhalb der ersten Woche ab.8

In einer Langzeitstudie wird Pimecrolimus mit Hautpflege plus Kortikoiden bei Bedarf verglichen. 713 2- bis 17-Jährige mit mäßiggradiger Erkrankung nehmen teil. Unter dem Makrolaktamderivat sind schwere Krankheitsschübe in den ersten sechs Monaten seltener (34% vs. 61%, p < 0,001, primärer Endpunkt). Auch nach zwölf Monaten bleibt die Differenz mit 28% gegenüber 51% ähnlich. Ob sich durch Pimecrolimus Kortikoide einsparen lassen, ist auf der Basis dieser Studie nicht zu klären (kein prädefinierter Endpunkt).9 Häufige Protokollverletzungen (unerlaubte Medikation unter Pimecrolimus 25%, Kontrollgruppe 19%) schwächen zudem die Aussagekraft.7

Laut Hersteller gibt es keine Vergleichsstudien mit Tacrolimus.10

UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN: Lokalreaktionen wie Brennen an der Applikationsstelle kommen bei bis zu 26% der Patienten vor,7 Hautinfektionen bei Kindern und Jugendlichen bis zu 14%.9 Häufig sind auch Erythem, Juckreiz und Molluscum contagiosum (bis 2%), Herpes simplex und Hautpapillom (bis 3%). Unter Langzeitbehandlung von Patienten bis 17 Jahren nehmen insbesondere virale Infektionen wie Bronchitis, Pharyngitis u.a. zu.7 In Studien beobachtete Lymphadenopathien (0,9%) sind überwiegend infektiös bedingt. Findet sich keine Ursache, sollte vorsichtshalber die Behandlung mit Pimecrolimus abgesetzt werden.

Hinweise auf ein erhöhtes Hautkrebsrisiko in Fotokarzinogenitätsstudien im Tierversuch können auch für den Menschen relevant sein.8 Unter hoch dosierter topischer Anwendung sind beim Tier Schilddrüsenadenome und lymphoproliferative Erkrankungen einschließlich Lymphom beschrieben.3

KOSTEN: Pimecrolimus soll bis zur vollständigen Beschwerdefreiheit zweimal täglich dünn aufgetragen werden. Bezogen auf einen wöchentlichen Verbrauch von jeweils 30 g ist Pimecrolimus (ELIDEL) mit 49 € so teuer wie Tacrolimus (PROTOPIC, 49 € [0,03%] bzw. 54 € [0,1%]), viermal so teuer wie das mittelstark wirksame Prednicarbat (DERMATOP, 12 €) und zehnmal so teuer wie das schwach wirksame Hydrokortisonazetat (HYDROCUTAN u.a., 5 €).

 Pimecrolimus (ELIDEL-Creme) reduziert bei atopischer Dermatitis Hauterscheinungen und Juckreiz besser als wirkstofffreie Creme, jedoch schlechter als mittelstark wirksame topische Glukokortikoide.

 Tierversuchsstudien lassen auf ein erhöhtes Hautkrebsrisiko in Verbindung mit UV-Bestrahlung schließen.

 Systemisch relevante Wirkspiegel scheinen nach bisherigen Daten bei topischer Anwendung nicht erreicht zu werden.

 Pimecrolimus kann nach topischen Glukokortikoiden als Mittel der Reserve für die Kurzzeitbehandlung bei leichter bis mäßiger Erkrankung gelten.

 Vom Langzeitgebrauch raten wir wegen der noch unzureichenden Datenlage ab.

© 2002 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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