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Kurz und bündig

Homozystein - Reduktion koronarer Ereignisse durch Vitamine? In epidemiologischen Studien wurde Homozystein als unabhängiger kardiovaskulärer Risikofaktor identifiziert. Die pathophysiologischen Zusammenhänge sind weitgehend ungeklärt. Verschiedene Vitamine senken den Homozysteinspiegel durch gesteigerten Abbau. Ein günstiger Einfluss von Vitaminkombinationen auf Surrogatparameter einer koronaren Herzkrankheit ist dokumentiert (a-t 1998; Nr. 7: 67). So lässt eine Schweizer Studie mit 205 Patienten eine Halbierung der Rate angiografisch dokumentierter Restenosen nach koronaren Angioplastien erkennen (SCHNYDER, G. et al.: N. Engl. J. Med. 2001; 345: 1593-600). Jetzt berichtet die gleiche Arbeitsgruppe über eine Nachfolgeuntersuchung zum Einfluss der Vitamine auf klinische Ereignisse. 553 Patienten nehmen nach erfolgreicher Angioplastie randomisiert und doppelblind sechs Monate lang täglich 1 mg Folsäure, 400 µg Vitamin B12 und 10 mg Vitamin B6 oder Plazebo ein. Der primäre kombinierte Endpunkt (Tod, kardialer Tod, nicht-tödlicher Infarkt oder erneute Revaskularisierung) tritt bei Patienten unter den Vitaminen innerhalb eines Jahres zu 15,4% auf, nach Plazebo zu 22,8% (Number needed to treat, NNT = 14). Die Vorteile bilden sich in den ersten sechs Monaten heraus und bleiben in der zweiten Studienhälfte auch ohne Therapie erhalten. Subgruppenanalysen lassen keine Abweichungen vom Gesamtergebnis erkennen. Die Behandlung wird gut vertragen. Todesfälle und Infarkte werden durch die Vitamine allerdings nicht signifikant vermindert. Die Reduktion des kombinierten Endpunktes beruht allein darauf, dass Revaskularisierungen wegen symptomatischer Stenosen seltener notwendig werden (14,0% vs. 19,9%). Vor allem sind erneute Eingriffe an den anfangs behandelten Läsionen seltener (9,9% vs. 16%; SCHNYDER, G. et al.: JAMA 2002; 288: 973-9). Weniger als 55% der Patienten haben jedoch bei der Angioplastie einen Stent erhalten, der heute üblichen und effektivsten Maßnahme zur Verhinderung von Restenosen. Eine separate Analyse dieser Gruppe fehlt. Offen bleibt auch, auf welches der verwendeten Vitamine die Effekte zurückzuführen sind und welche Dosierungen optimal wären. Bevor Konsequenzen aus den Befunden gezogen werden, sind die Ergebnisse derzeit laufender größerer Studien mit Vitaminen bei symptomatischer Atherosklerose abzuwarten, -Red.

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