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Sildenafil (VIAGRA) und das Herz: Keine Entwarnung! "Bei KHK ist Sex auch mit Sildenafil sicher," resümiert die Ärztezeitung (19. Febr. 2002). Dies erstaunt, da das gefäßerweiternde Potenzmittel VIAGRA seit seiner Erprobung mit Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Synkopen oder Rhythmusstörungen in Verbindung gebracht wird. Bis Oktober 2001 werden weltweit mehr als 1.000 Todesfälle dem Sidenafil zugeschrieben (a-t 2001; 32: 101). Da über Spontanmeldungen von Schadwirkungen nur etwa 2% der Ereignisse erfasst werden (SCHÖNHÖFER, P.S. et al.: DGPT-Forum Nr. 28, Febr. 2002: 15-9), können sich dahinter 50.000 Todesfälle verbergen. Als besonders gefährdet gelten Männer mit kardiovaskulären Vorerkrankungen. Herzerkrankungen, Diabetes oder Hypertonie erhöhen jedoch auch das Risiko einer Impotenz. Valide Kriterien, die eine Vorhersage erlauben, für welche dieser Patienten Sildenafil unbedenklich ist, gibt es nicht. Auch die jetzt als Entwarnung herangezogene Cross-over-Studie zur Verträglichkeit von Sildenafil bei koronarer Herzkrankheit bringt keinen praxisrelevanten Zugewinn an Sicherheit. Eine Studie mit insgesamt 105 Teilnehmern kann mit 95%iger Sicherheit nur Risiken ausschließen, die häufiger sind als 3%. Untersucht werden hämodynamische Effekte des Mittels unter Belastung am Fahrradergometer im Liegen. Primärer Endpunkt ist ein Surrogatparameter: ischämisch bedingte Veränderungen der Herzwandbewegungen im Echokardiogramm, die mit einem 5-Punkte-Score bewertet werden. An zwei Untersuchungsterminen im Abstand von ein bis drei Tagen nehmen die Männer nach randomisierter Zuteilung zuerst 50 mg bis 100 mg Sildenafil und beim zweiten Termin Plazebo oder zuerst Plazebo und dann Verum ein. Der primäre Endpunkt und weitere echokardiographische Parameter wie Ejektionsfraktion, die durchschnittliche Herzfrequenz während des Tests sowie die Belastungskapazität unterscheiden sich nicht. Unter Sildenafil klagen 69 Männer (66%) über Atemnot oder Angina im Vergleich zu 70 (67%) unter Plazebo. Akute Herzinfarkte, Kammerflimmern oder Todesfälle kommen nicht vor. Der systolische Blutdruck sinkt aber nach Einnahme von Sildenafil signifikant um durchschnittlich 7 mmHg. Auch der durchschnittliche diastolische Blutdruck liegt signifikant unter dem nach Einnahme von Plazebo. Bei einem Teilnehmer (1%) löst die höhere Sildenafil-Dosis einen Blutdruckabfall auf 70/50 mmHg aus, der über 20 Minuten anhält und mit Kochsalzinfusion behandelt wird. Dieses Ereignis wird im Abstract nicht erwähnt. Unter Verum erhalten sechs Männer (6%) nach der Ergometrie Sauerstoff über eine Nasensonde im Vergleich zu zwei (2%) unter Plazebo (ARRUDA-OLSON, A.M. et al.: JAMA 2002; 287: 719-25; ati d).

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