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Hüftfrakturen durch Vitamin A? Für Erwachsene wird ein Vitamin A (Retinol)-Tagesbedarf von etwa 0,6 mg (2.000 IE) angenommen. Bis zu 3 mg (10.000 IE) pro Tag gelten als unbedenklich. Der Bedarf wird über vorgebildetes Vitamin A (Retinol) in der Nahrung (tierische Produkte einschließlich Eier, Milch und Milchprodukte) sowie über Provitamin A (Betakarotin u.a.) in Gemüse gedeckt (Deutsche Gesellschaft für Ernährung [Hrsg.]: "Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr", 1. Auflage, Umschau Braus GmbH, Frankfurt/M 2000, Seite 69-74). Der obere Grenzwert könnte nach Daten einer jetzt veröffentlichten Analyse der Nurses Health Studie mit 72.000 Frauen in der Postmenopause zu hoch liegen. Werden über Nahrung und Nahrungsergänzungsmittel statt 0,5 mg mindestens 1,3 mg Retinol pro Tag aufgenommen, liegt das relative Risiko für eine Hüftfraktur bei 1,4, bei einer Tagesdosis von mindestens 2 mg ist es nahezu verdoppelt. In Subgruppen-Analysen ist die Wirkung von Vitamin A auf die Frakturhäufigkeit unabhängig von der Aufnahme von Kalzium, Vitamin D und Betakarotin und dem Raucherstatus (FESKANICH, D. et al.: JAMA 2002; 287: 47-54). Bereits 1998 untersuchten schwedische Ärzte den Zusammenhang von Vitamin A und Hüftfrakturen. Hintergrund war die in Nordeuropa höchste osteoporotische Frakturinzidenz bei einer bis zu sechsfach höheren Vitamin-A-Aufnahme (u.a. über Lebertran, Vitamin-A-angereicherte Margarine, Milch) in skandinavischen gegenüber südeuropäischen Ländern. Eine tägliche Einnahme von 1,5 mg Retinol gegenüber 0,5 mg verdoppelt demnach das Hüftfrakturrisiko (MELHUS, H. et al.: Ann. Intern. Med. 1998; 129: 770-8). Liegt keine medizinische Indikation vor, sollten bei ausgewogener Ernährung Vitamin-A-haltige Supplemente gemieden werden.

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