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vorheriger Artikela-t 2001; 32: 95 
Nebenwirkungen

ZUR NEPHROTOXIZITÄT VON SELEKTIVEN COX-2-HEMMERN

Die Autoregulation der Nierendurchblutung wird durch die niereneigene Synthese gefäßerweiternder Prostaglandine gesteuert. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) hemmen die Prostaglandinsynthese und blockieren so diesen Schutzmechanismus, der bei vermindertem zirkulierenden Volumen die Nierendurchblutung aufrecht erhält. Unter normalen Kreislaufbedingungen hängt die Blutversorgung des Organs nicht von den Prostaglandinen ab, wohl aber bei Volumenmangel oder Elektrolytverschiebung z.B. nach Trauma oder Operation oder bei chronischer Herz- oder Niereninsuffizienz. Dann können NSAR zu Funktionseinschränkungen mit Salz- und Flüssigkeitsretention, Ödemen, Blutdruckanstieg und Hyperkaliämie, selten auch zu akutem Nierenversagen führen. Hinweise verdichten sich, dass selektive Cox-2-Hemmer nicht weniger nierenschädlich sind als herkömmliche NSAR (a-t 1999; Nr. 12: 123-24).1

Im randomisierten Kurzzeitvergleich mit gesunden 60- bis 80-jährigen Probanden, die eine salzarme Diät einhalten, beeinträchtigt Rofecoxib (VIOXX) die Nierenfunktion ähnlich wie Indometazin (AMUNO u.a.).2 Auch Celecoxib (CELEBREX) verursacht bei Salzrestriktion eine Natrium- und Kaliumretention, die sich nicht von Naproxen (PROXEN u.a.) unterscheidet.3 Unter den beiden Neuerungen ist bei Hochdruckpatienten deutlicher Blutdruckanstieg um 20 bis 30 mmHg systolisch und 10 bis 20 mmHg diastolisch beschrieben.4

Klinisch relevante Unterschiede zwischen den beiden Cox-2-Hemmern sind nicht erkennbar. Einen unabhängigen direkten Vergleich gibt es nicht. In einer vom Celecoxib-Anbieter gestützten randomisierten Studie mit 810 Hochdruckpatienten steigt der systolische Blutdruck während sechswöchiger Einnahme bei 16,5% der Rofecoxib- und 10,9% der Celecoxib-Anwender um mehr als 20 mmHg in den hypertonen Bereich an (p = 0,032), bei 2,3% bzw. 1,5% nimmt der diastolische Blutdruck um mehr als 15 mmHg zu. 9,5% bzw. 4,9% entwickeln Ödeme (p = 0,014). Bei je 1,5% geht die Einnahme der Cox-2-Hemmer mit deutlicher Zunahme von Serumkreatinin, Harnstoff oder Serumkalium einher. Vier Patienten (1%) in der Rofecoxib-Gruppe entwickeln eine Herzinsuffizienz.5 In Fallberichten ist bei Risikopatienten unter beiden Cox-2-Hemmern Herzinsuffizienz und akutes Nierenversagen beschrieben.6

FAZIT: Selektive Cox-2-Hemmer bieten hinsichtlich nierenschädigender Effekte keinen Vorteil gegenüber herkömmlichen Antirheumatika (NSAR). Für die Mittel gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen und Kontraindikationen bei Risikogruppen wie für die traditionellen NSAR.

© 2001 arznei-telegramm

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