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"Absturz" von Cerivastatin (LIPOBAY, ZENAS) keine Indikation für obskure Lipidsenker: Die Marktrücknahme von Cerivastatin (LIPOBAY, ZENAS) hat die Nachfrage nach alternativen Lipidsenkern gefördert. Die a-t-Redaktion erreichten Anfragen zu Monacolin K, N- Azetylzystein (FLUIMUCIL u.a.), Magnesium-Pyridoxalphosphatglutamat (SEDALIPID) und Fischöl (Omega-3-Fettsäuren; EICOSAPEN u.a.). Monacoline sind "natürliche" CSE-Hemmer, die sich aus einem Schimmelpilz (Monascus ruber bzw. purpureus, chinesischer rot fermentierter Reis) extrahieren lassen. Monacolin K ist identisch mit Lovastatin (MEVINACOR), das etwa gleichzeitig mit der Entdeckung der Monacoline in Japan von amerikanischen Forschern aus dem Bodenpilz Aspergillus terreus isoliert wurde. CHOLESTIN, ein als Nahrungsergänzung beworbenes Produkt aus Rotschimmelreis, das pro Gramm 4 mg einer Mischung verschiedener CSE-Hemmer einschließlich Lovastatin enthält, stuft die amerikanische FDA als zulassungspflichtiges Arzneimittel ein (Schreiben der FDA vom 8. Februar 2000). N-Azetylzystein soll als Antioxidans die körpereigene Lipidsynthese beeinflussen. Magnesium-Pyridoxalphosphatglutamat (Werbung in der Ärzte Ztg. vom 7./8.9.2001: "Verordnen Sie jetzt SEDALIPID. Bewährt und ausgezeichnet verträglich") rechnen wir zu den "Altlasten" unter den Lipidsenkern auf dem deutschen Markt (a-t 1997; Nr. 7: 80). Für alle drei Mittel gilt: Ein klinischer Nutzen im Sinne des Schutzes vor Herzinfarkt ist nicht durch randomisierte kontrollierte Langzeitstudien belegt. Risiken sind andererseits nicht auszuschließen. Wenn ein Cholesterinsenker angezeigt ist, sind die gut geprüften und nachweislich klinisch wirksamen CSE-Hemmer Simvastatin (DENAN u.a.) und Pravastatin (PRAVASIN u.a.), in der Primärprophylaxe auch Lovastatin (MEVINACOR) Mittel der Wahl (a-t 2000; 31: 102-3). Anders ist die Situation bei Omega-3- Fettsäuren. In einer 1999 publizierten Studie deutet sich im Verlauf von dreieinhalb Jahren ein gewisser Nutzen von Fischölkapseln hinsichtlich der Sterblichkeit von Herzinfarktpatienten an (GISSI-Investigators: Lancet 1999; 354: 447-55). Eine Verzerrung der Ergebnisse (Bias) durch das offene Studiendesign lässt sich jedoch nicht ausschließen. Sie bedürfen der Bestätigung durch einen verblindeten Vergleich. Sie decken sich aber mit den Ergebnissen einer älteren randomisierten Studie, in der sich die Sterblichkeit nach Herzinfarkt durch mindestens zwei Mahlzeiten mit fettreichem Fisch pro Woche um 29% senken ließ (BULL, M.L. et al.: Lancet 1989; 2: 757-61). Eine Fischölzubereitung mit der Zusammensetzung des Prüfpräparates der GISSI-Studie finden wir unter den deutschen Handelsprodukten nicht. Fischöle haben einen geringen Triglyzerid-senkenden Effekt. Das Serumcholesterin beeinflussen sie nicht. Sie kommen daher nicht als Ersatz für CSE-Hemmer in Betracht, -Red.

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