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Auch Phytopharmaka rechtzeitig vor Operation absetzen: Anästhesisten aus Chicago haben die aktuelle Literatur zu den gebräuchlichsten Pflanzendrogen ausgewertet, um zu prüfen, ob Phytopharmaka eine Gefährdung bei Operationen bedeuten können. Randomisierte kontrollierte Studien hierzu sind nicht auffindbar. Die in der Tabelle genannten Bedenken gegen die perioperative Einnahme gebräuchlicher Kräuterpräparate werden aus anderen Studien, Fallberichten und Übersichten sowie aus pharmakokinetischen Eigenschaften der Bestandteile abgeleitet. Vor allem Phytopharmaka, die Stoffe mit langer Halbwertszeit wie Hypericin (in Johanniskraut) enthalten oder die Thrombozytenaggregation hemmen können (z.B. Ginseng, Knoblauch), empfiehlt es sich demnach mehrere Tage vor einer OP abzusetzen (ANG-LEE, M.K. et al.: JAMA 2001; 286: 208-16). Ist dies nicht geschehen, ist besondere Vorsicht angezeigt. Ein Verschieben der OP erscheint jedoch angesichts der überwiegend dürftig belegten Bedenken nicht erforderlich, -Red.

Auch bei Mitteln mit unzureichend belegter Wirksamkeit können unerwünschte Wirkungen relevant werden. Die Vielzahl der zum Teil bedrohlichen Interaktionen spricht nicht nur gegen die präoperative Verwendung von Johanniskraut-Präparaten (a-t 2001; 32: 62). Die kanadische Gesundheitsbehörde warnt generell vor Produkten mit Ephedrakraut, allein oder in Kombination mit Koffein bzw. anderen Stimulanzien, die zur Gewichtsabnahme oder zur "Energiesteigerung" verwendet werden. In Kanada sind zwei Todesfälle (Suizide) in Verbindung mit solchen bisweilen als "natürliches Stimulans" bezeichneten Zubereitungen bekannt. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat innerhalb von 21 Monaten 10 Todesfälle und 13 anhaltende Beeinträchtigungen erfasst, die mit Ephedra-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln in Verbindung gebracht werden (Health Canada: Advisory for Health Professionals, 14. Juni 2001)*.

© 2001 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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