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vorheriger Artikela-t 2001; 32: 64 
Nebenwirkungen

GLITAZON-ANTIDIABETIKA SCHÄDLICH
BEI DIABETISCHER GEFÄSSERKRANKUNG?

Die neuen oralen Antidiabetika Rosiglitazon (AVANDIA) und Pioglitazon (ACTOS) stufen wir als bedenkliche Arzneimittel ein (a-t 2000; 31: 66-7 und 2000; 31: 103). Lebensbedrohlicher Herzinsuffizienz, Ödemen, Gewichtszunahme der ohnehin häufig übergewichtigen Patienten, fraglicher Leberschädlichkeit und anderen Schadeffekten steht kein adäquater Nutzen gegenüber. Langzeiterfahrungen zu Nutzen und Verträglichkeit fehlen.

Weil Glitazon-induzierte Ödeme denen ähneln, die auf vaskulärer Endothelschädigung beruhen, untersuchen japanische Internisten den Einfluss von Pioglitazon und Troglitazon (in der EU wegen Leberschädlichkeit vom Markt; a-t 1997; Nr. 12: 127) auf den Gefäßendothel-Wachstumsfaktor (VEGF, auch vaskulärer Permeabilitäts-Faktor genannt). In den zwei Studien steigen die VEGF- Plasmaspiegel unter Einnahme von Glitazonen im Vergleich zur Behandlung mit anderen Antidiabetika oder Diät alleine um das Vier- bis Fünffache.1,2 In-vitro-Studien mit Rosiglitazon und Troglitazon weisen dosisabhängig in die gleiche Richtung.2 Dies könnte die Glitazon-bedingten Ödeme erklären. VEGF trägt aber möglicherweise auch dazu bei, dass eine diabetische Retinopathie entsteht oder fortschreitet. Auf vaskuläre Komplikationen ist also in Verbindung mit der Einnahme von Glitazonen besonders zu achten.2 Auch bei der altersbedingten Makuladegeneration scheint der Faktor eine Rolle zu spielen.3 Zudem wird VEGF als potenzieller Tumorangiogenese-Faktor für menschliche Tumoren angesehen.1

Die insgesamt gravierenden Sicherheitsbedenken gegen Glitazone stehen unseres Erachtens der Verwendung dieser Antidiabetika außerhalb kontrollierter Studien entgegen. Personen mit Tumoren in der Anamnese sowie diabetischer Retino- oder Nephropathie müssen beim gegenwärtigen Kenntnisstand vorsichtshalber von der Behandlung mit Glitazonen ausgeschlossen werden.

© 2001 arznei-telegramm

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